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Microsofts Millionäre machen mobil

30.05.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft ist nicht nur eine Gelddruckmaschine. Microsoft macht auch Millionäre. Und davon gibt es - wie es sich für das größte Softwarehaus der Welt gehört - einige. Ist das für die Betroffenen schon erfreulich, so kommt der bei der Gates-Company erworbene Reichtum aber auch anderen Menschen oder Institutionen zugute. Viele der Nouveau Riches engagieren sich nämlich für soziale Projekte oder fördern neue Unternehmungen.

Schon zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts hatte die "New York Times" in einem Artikel über Microsoft festgestellt, dass seinerzeit rund ein Viertel aller Angestellten des Softwarehauses zumindest auf dem Papier Millionäre waren. Richard Conway, ein Ökonom aus Seattle, der Heimstadt des Microsoft-Konzerns, stellte jüngst fest, dass bis zum Jahr 2000 etwa 10.000 Microsoft-Mitarbeiter dank ihrer Firmenaktien zu Millionären avanciert sind.

Zwischen 1986 und 1996, als Windows und die Office-Pakete ihren Siegeszug in der Welt antraten und Microsofts Kurs sich um das Hundertfache erhöhte, hatten viele Angestellte des Konzerns Aktienoptionen als Kompensation für 60-Stunden-Wochen akzeptiert. Dies zahlte sich später fürstlich aus.

Natürlich fuhren in der Folge auch etliche luxuriöse Sportwagen auf Microsofts Parkplätzen vor. Sicher auch errichteten sich Hunderte von Microsoft-Angestellten stattliche Domizile in und um Seattle herum - Bill Gates' Haus selbst war monatelang in den Schlagzeilen nicht nur der Fachpresse.

Aber es gibt eben auch viel soziales Engagement unter den neuen Reichen. Für Stephanie DeVaan etwa war bereits nach fünf Jahren als Vermarkterin von Office-Software im Jahr 1995 Zahltag. Seinerzeit gerade erst 34 Jahre alt, verließ sich Microsoft, um einige Jahre für Wohltätigkeitsinstitutionen zu arbeiten. 2002 gründete sie ein politisches Aktionskomitee, das sich um Abtreibungsfragen und -rechte kümmerte. Hierfür setzte sie teile ihres Vermögens ein. Außerdem fördert sie politische Kandidaten und webt sie in das Netzwerk von Spendern der Demokratischen Partei ein.

Chris Peters wiederum hatte sich bei Microsoft reich programmiert. Nach eigenem Bekunden zwar nicht gerade eine Sportskanone, erfuhr er eines Tages, dass die US-amerikanische Professional Bowlers Association zum Verkauf stünde. Die Interessenvertretung der Bowler lavierte am wirtschaftlichen Abgrund. Peters, der als Kind oft mit seinem Vater zum Bowling ging, rekrutierte einige Freunde und Investoren und kaufte kurzerhand die Bowlers Association. Nach fünf Jahren steht die von Peters und seinen Bekannten - allesamt ehemalige Microsofties - gestützte Unternehmung kurz davor, wieder profitabel zu werden. Die Umsätze haben sich verdoppelt. Die Zahl der 18- bis 34-Jährigen, die die Veranstaltungen der Bowlers League am Fernseher verfolgen, ist um 80 Prozent gestiegen. Zu den Sponsoren gehören Firmen wie Pepsi, Denny's oder Motel 6.

Rich Tong hat mit fünf anderen "jungen Ruheständlern" von Microsoft sein Geld zusammengeworfen und die Wagniskapitalgesellschaft Ignition Partners gegründet. "Wir hatten alle keine Erfahrung als Venture Capitalists und hätten wir nicht unser eigenes Kapital eingesetzt, hätte uns niemand getraut." Heute verwaltet Ignition Partners 750 Millionen Dollar und arbeitet mit Investoren wie General Motors und Harvard zusammen. Einer der neuern Partner ist übrigens Microsofts ehemaliges Finanzoberhaupt John Connors, der sich im März 2005 aus dem Softwarehaus zurückzog.

John Sage ist ebenfalls ein junger Microsoft-Veteran, der sein eigenes Unternehmen gegründet hat. Pura Vida vertreibt über das Internet Kaffee. Zwar nur einen Bruchteil so groß wie die Kette Starbucks haben Sage und Pura Vida dem Kaffeekonzern schon Aufträge als Lieferant für 75 Colleges abgeluchst. Nicht unwesentlich dürfte dabei gewesen sein, dass Pura Vidas Kaffee aus organischem Anbau stammt und dass die Firma einen Teil ihres Gewinns an arme Familien in Kaffee exportierenden Ländern verschenkt. Guter Kaffee und gute Taten kommen eben insbesondere bei Studenten gut an.

Sage sagt, er habe während seiner Zeit bei Microsoft unschätzbare Erfahrungen mit Kunden gemacht und wie man diese für sein Produkt erwärmt. Dieses Wissen könne er nun in seiner eigenen Firma gut gebrauchen.

So wie Sage geht es fast allen ehemaligen Microsoft-Mitarbeitern. Nicht nur sind sie reich geworden beim größten Softwarehaus der Welt. Sie haben auch alle, wie Sage es ausdrückt, "ein bisschen von Bill Gates mitgenommen, als wir Microsoft verließen." (jm)