Microsofts ERP-Umsatz stagniert

01.02.2005
Die meisten Geschäftsfelder von Microsoft florierten im zweiten Finanzquartal. Zu den Ausnahmen gehört die Business-Software-Sparte. Die ERP-Lösung "Axapta 4.0" kommt verspätet auf den Markt.

Obwohl der Softwarekonzern insgesamt im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2005 den Gewinn gegenüber dem Vorjahreswert mehr als verdoppelt und die eigenen Erwartungen übertroffen hat, zeigt die Bilanz auch die Problemzonen im Produktportfolio auf. Dazu zählt vor allem die strategisch wichtige ERP-Sparte Microsoft Business Solutions (MBS), die ihren Umsatz kaum steigern konnte und weiterhin rote Zahlen schreibt. Die Umsätze mit ERP- und CRM-Produkten erhöhten sich nur leicht von 210 auf 211 Millionen Dollar. Der Verlust verringerte sich von 139 auf 29 Millionen Dollar.

MBS soll 2006 Profite abwerfen

Dass in der ERP-Abteilung noch nicht alles rund läuft, gibt der Hersteller selbst zu. So räumte der scheidende Finanzchef John Connors taktische Fehler bei der Integration von Great Plains und Navision in den vergangenen 18 Monaten ein: "Wir haben im Channel, beim Marketing und in Forschung und Entwicklung keinen tollen Job gemacht." Microsoft hatte die beiden Unternehmen mit ihrer gleichnamigen betriebswirtschaftlichen Software übernommen. Connors glaubt trotz des bisher mäßigen Verlaufs, dass dieser Bereich im Fiskaljahr 2006 profitabel arbeiten und einen Umsatz von 830 Millionen Dollar erzielen wird. "Das Wachstum bei MBS ist nicht so hoch wie gedacht. Die Erwartungen sind jetzt entsprechend angepasst", so der Chief Financial Officer.

Führungswechsel

Für mehr Umsatz im ERP-Geschäft soll unter anderem der Däne Mogens Elsberg sorgen. Er wurde unlängst zum weltweit verantwortlichen Manager für das auch in Deutschland weit verbreitete Navision bestellt. Elsbergs Aufgabe ist es, weitere Partner zu gewinnen sowie den bestehenden Vertriebskanal auszubauen. Dazu zählt insbesondere der asiatische Markt, wo Navision bisher kaum Anklang gefunden hat. Hierzulande leitet seit Februar Peter Ruchatz die Geschicke von MBS. Er hat den Posten von Jürgen Baier übernommen, der zum Jahreswechsel das Unternehmen verlassen hatte.

Microsofts Schwierigkeiten, Produkte zum angekündigten Termin aus der Tür zu bringen, hat nun auch die Business-Produkte erfasst. Von der für größere ERP-Installationen interessanten Lösung Axapta wird es dieses Jahr nun doch keine neue Version geben. Das Release 4.0 soll nicht wie geplant im dritten Quartal dieses Jahres, sondern erst im Frühjahr 2006 erscheinen. Laut Nigel Montgomery, European Research Director bei AMR Research, hat sich Microsoft zu der Verschiebung entschlossen, um Application Programming Interfaces (APIs) von Axapta zu öffnen und ein Software Development Kit (SDK) bereitzustellen. Einerseits sei dies von Vorteil, da so die Integration der ERP-Umgebung in Drittsysteme sowohl für Partner als auch für Kunden leichter werde. Andererseits wirke die dafür in Kauf genommene Verzögerung dem Ziel entgegen, mehr Gewicht im ERP-Markt zu erlangen beziehungsweise neue Axapta-Partner zu gewinnen.

Abgesehen von der Unternehmenseinheit Business Solutions und Software für Handhelds und Mobiltelefone (Mobile and Embedded Devices) konnte Microsoft in allen Sparten Gewinne verzeichnen. Der Gesamtumsatz stieg um 6,5 Prozent auf 10,82 Milliarden Dollar (gegenüber 10,15 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum). Der Konzern selbst war von Einnahmen zwischen 10,3 und 10,5 Milliarden Dollar ausgegangen. Zusammen mit den guten Verkäufen stellte sich auch ein höherer Gewinn ein; er pendelte sich bei 3,46 Milliarden Dollar ein (32 Cent pro Aktie) und lag damit um zwei Milliarden Dollar über dem Wert des Vorjahreszeitraums. Der Anstieg hängt jedoch vor allem damit zusammen, dass im Vergleichsquartal des Vorjahres Aktienoptionen den Ertrag beeinträchtigt hatten.

Fast 40 Milliarden Jahresumsatz

Der Halbjahresumsatz kletterte auf 20 (18,4) Milliarden Dollar, der Gewinn in dieser Zeitspanne auf sechs Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Dollar waren es ein Jahr zuvor). Für das laufende dritte Quartal prognostiziert Microsoft einen Umsatz zwischen 9,7 und 9,8 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 27 bis 28 Cent pro Anteilschein. Der Jahresumsatz soll nach den Vorhersagen zwischen 39,8 Milliarden und 40 Milliarden Dollar liegen, der Gewinn pro Aktie bei 1,09 bis 1,11 Dollar.

Wichtigster Umsatzträger bleibt Windows für Desktops und Notebooks. Mit dem Client-Betriebssystem nahm Microsoft 3,22 Milliarden Dollar ein (Vorjahr: 3,06 Milliarden Dollar) und gewann 2,53 Milliarden Dollar (2,09 Milliarden Dollar). Geholfen hat der Windows-Sparte unter anderem das gute Weihnachtsgeschäft mit PCs.

Nicht steigern konnte der Softwareriese hingegen die Einnahmen mit der zweitwichtigsten Produktlinie "Office". Die Erlöse der Sparte "Information Worker" sanken von 2,86 auf 2,78 Milliarden Dollar, gleichwohl konnte die Geschäftseinheit den Gewinn von 1,83 auf 2,03 Milliarden Dollar verbessern. Den leichten Umsatzrückgang führt der Konzern darauf zurück, dass die Markteinführung von Office 2003 im Jahr zuvor einen deutlich höheren Absatz zur Folge hatte.

Gewachsen sind dagegen die Umsätze mit Server-Software und Tools, und zwar von 2,15 auf 2,52 Milliarden Dollar. Gegenüber den Verlusten des Vorjahreszeitraums in Höhe von 209 Millionen Dollar konnte Microsoft mit diesen Produkten nun 913 Millionen Dollar verdienen. Allein mit der Datenbank "SQL Server" nahm Microsoft 25 Prozent mehr ein als ein Jahr zuvor. Angezogen hätten auch die Verkäufe des "Exchange Server 2003". Von der Messaging-Software seien so viele Lizenzen verkauft worden wie nie zuvor.

MSN schreibt Gewinne

Auch die Internet-Sparte MSN verbuchte nun einen Gewinn. Er summiert sich auf 130 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 588 Millionen Dollar. Im Vorjahresquartal musste dieser Geschäftsbereich einen Fehlbetrag von 95 Millionen Dollar bei 546 Millionen Dollar an Einahmen verzeichnen. Die Web-Angebote der Redmonder profitierten von einem Zuwachs bei der Online-Werbung von 17 Prozent. Das Management prognostiziert hier weiteres Wachstum. Microsoft hatte vergangenes Jahr die Testversion einer eigenen Internet-Suchmaschine ins Netz gestellt, die Branchenprimus Google angreifen und dabei die Einnahmen mit bezahlten Sucheinträgen erhöhen soll. Neben der Werbung verdient MSN an Abonnenten kostenpflichtiger Online-Dienste.

Spielekonsole hebt ab

Erstmals schwarze Zahlen schrieb Microsoft mit der Spielekonsole "Xbox". Die Verkäufe von Hard- und Software kumulierten sich auf 1,41 Milliarden Dollar (1,27 Milliarden Dollar) bei einem Erlös von 84 Millionen Dollar. Vor einem Jahr hatte die Entertainment-Sparte noch mit einem Verlust von fast 400 Millionen Dollar operiert. Die gute Geschäftsentwicklung begründet sich vor allem mit der Einführung des Xbox-Spiels "Halo 2", von dem bisher rund 6,4 Millionen Stück verkauft wurden.

Nicht so gut lief es dagegen in der ebenfalls noch recht jungen Geschäftseinheit für mobile Software. Die von Microsoft entwickelten Betriebssysteme für Handys, persönliche digitale Assistenten (PDAs) und portable Abspielgeräte für Videos und Musik ("Windows Mobile, "Pocket PC") trugen mit 91 Millionen Dollar (63 Millionen Dollar) zum Firmenumsatz bei, verursachten aber einen Verlust von vier Millionen Dollar. Zumindest gelang es, den letztjährigen Fehlbetrag von 110 Millionen Dollar kräftig zu verringern. (fn)