Microsofts BI-Strategie soll SAP-Kunden locken

19.07.2007
Microsoft will mit aller Macht in die Finanzabteilungen. Wie dies gelingen soll, skizzierte jetzt Entwicklungsleiter Peter Bull*.

CW: Microsoft hat in den letzten Jahren viel in Produkte für Business Intelligence (BI) investiert. Doch wie wichtig ist BI für die Gesamtstrategie von Microsoft?

BI aus Redmond

In den letzten Jahren hat Microsoft sein Angebot für Business Intelligence (BI) und Data Warehousing sukzessive ausgebaut. Als Basis für die Datenauswertung und integration dient aktuell der "SQL Server 2005" mit seinen "Analysis Services", "Reporting Services" und "Integration Services". Hinzu kommt die Entwicklungsplattform "Micro-soft Office System 2007" (Moss) für BI-Clients und -Serveranwendungen. Für Moss wird voraussichtlich im Herbst die Erweiterung "Performance Point Server 2007" auf den Markt kommen. Diese Software für das Corporate-Performance-Management liegt derzeit in einem dritten "Technology Preview" vor und soll Finanzabteilungen bei der Planung, Budgetierung und Konsolidierung unterstützen. Nach der Übernahme des Anbieters Stratature arbeitet Microsoft zudem an einer produktübergreifenden Lösung für das Stammdaten-Management.

Bull: BI ist zu einem strategi-schen Markt für Microsoft geworden. Neben hohen Investitionen in eine skalierbare und sichere BI-Infrastruktur (SQL Server) haben wir nun auch die aktuellen Microsoft-Office-Produkte Excel, Sharepoint und Visio mit BI-Funktionen versehen, die direkt auf die Daten des SQL Server zugreifen können. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten zur Visualisierung und Analyse von Daten. Der zum Herbst angekündigte Performance Point Server 2007 ist eine weitere wichtige Investition. Er vereint die 2006 zugekaufte Analysetechnik von Proclarity mit Funktionen des bisherigen "Business Scorecard Manager" für den Aufbau von Scorecard- und Dashboard-Lösungen sowie neu entwickelte Software für Planung, Budgetierung und Forecasting. Um die Arbeit zu erleichtern, verfügt das Produkt über vorkonfigurierte Geschäftsprozessmodelle. Speziell für das Management von Stammdaten wurde zudem kürzlich der Anbieter Stratature übernommen.

CW: Warum betritt Microsoft den umkämpften BI-Markt erst so spät?

Bull: Mit dem SQL Server sind wir schon lange am BI-Markt vertreten. Zurzeit arbeiten wir daran, den Umfang und die Interoperabilität unserer BI-Lösung zu erweitern. Die Arbeiten werden maßgeblich von Kunden getrieben, die BI bisher vor allem taktisch einsetzen und so viele Insellösungen schufen. Nun möchten sie diese unter einem einheitlichen und strategischen Ansatz zusammenführen und unternehmensweite Lösungen aufbauen und dabei die bisher getätigten Investitionen schützen.

CW: Der Performance Point Server richtet sich an Finanzabteilungen. Besitzt ein Infrastruktur-anbieter wie Microsoft überhaupt das notwendige betriebswirtschaftliche Know-how für diese Fachleute?

Bull: Für die Entwicklung haben wir Leute mit gutem betriebswirtschaftlichem und technologischem Wissen aus Industrie und Wirtschaft rekrutiert. Ein internationales Team soll dafür sorgen, dass der Performance Point Server die unterschiedlichen Anforderungen an CPM insbesondere aus Europa abdeckt.

Unterstützung und Feedback kommen auch aus großen Unternehmen, mit denen wir Entwicklungspartnerschaften unterhalten. Für das Betaprogramm wurden fast 7000 Teilnehmer registriert, deren Feedback und Anregungen wir über die Newsgroups gesammelt haben. Bei Microsoft arbeiten wir intern bereits produktiv mit den ersten Versionen von Performance Point Server im Finanzwesen, um auch von dort Feedback und Input zu erhalten.

CW: Welche Rolle spielen die eher auf Technik spezialisierten Microsoft-Partner? Können Sie das notwendige betriebswirtschaftliche Prozesswissen vorweisen, um mit den Kunden komplexe CPM-Lösungen zu erarbeiten?

Bull: Mittlerweile haben rund 3000 Partner in Nordamerika und Europa an einem speziellen Trainingsprogramm teilgenommen. Viele von ihnen haben bereits BI-Projekte mit dem SQL Server oder anderen BI-Produkten betrieben. Sie wollen sich nun aber bevorzugt auf den Performance Point Server konzentrieren.

CW: Viele Großunternehmen nutzen die ERP-Software und das "SAP Business Information Warehouse" der SAP. Zudem baut das Unternehmen derzeit sein CPM-Angebot massiv aus. Wie will Microsoft dennoch mit dem Performance Point Server hier punkten?

Bull: In unserem Betaprogramm finden sich viele große SAP-Kunden. Diese sehen vor allem dann Vorteile des Performance Point Server, wenn es zum einen um eine flexible Planung, Modellierung und Analyse von Finanzdaten geht und andererseits die benötigten Kennzahlen bereits in Excel-Spreadsheets oder in bisher nicht integrierten Insellösungen liegen. Die Fachabteilung kann selbständig Planungsszenarien modellieren, während die IT sich die Datenbewirtschaftung für die Applikation übernimmt. Ein typisches Anwendungsszenario ist das Laden von Hierarchien und Daten aus SAP in die CPM-Software, in der dann What-if-Analysen und alternative Hierarchie-Betrachtungen von möglichen Geschäftsszenarien erfolgen. Einige Kunden laden die Daten in die Unternehmsanwendungen zurück. Ebenso haben wir bei SAP-Kunden Scorecard- und Dashboard-Lösungen auf der Basis von Performance Point Server gesehen, die Daten aus SAP und vielen anderen Quellsystemen darstellen. (as)