Rechercheunterlagen belegen angeblich Unschuld

Microsoft will Veröffentlichung von Beweismaterial erzwingen

09.10.1998

Die Gates-Company sagt, daß die Unterlagen die Argumentation des US Department of Justice (DOJ) gegen Microsoft unterminieren. Es handelt sich um Tonbänder, Gesprächsnotizen, Briefe und E-Mails. Diese dienten als Recherchematerial für ein Buch über die Netscape Communications Corp. sowie die Entwicklung ihrer Web-Software "Navigator".

Bei den Autoren des Buchs mit dem Titel "Competing on Internet Time: Lessons from Netscape and its Battle with Microsoft" handelt es sich um den an der Harvard Business School tätigen Professor David Yoffie und dessen Kollegen Michael Cusumano von der Sloan School of Management im Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Microsoft will die beiden Hochschullehrer vorladen lassen, damit sie ihr ursprüngliches Material offenlegen. Dieses belege eindeutig, daß viele Probleme von Netscape selbstverschuldet seien und keineswegs auf wettbewerbswidriges Verhalten von Microsoft zurückgeführt werden könnten.

So wiederlege das Material etwa die Behauptung des Justizministeriums, Microsoft habe illegale Praktiken an den Tag gelegt, um Netscapes Geschäft mit dem Internet-Provider America Online Inc. (AOL) zu hintertreiben. Holleyman: "Netscapes ehemaliger Vice-President Ram Shriram, der für den Vertrieb an Computerhersteller zuständig war, hat den beiden Buchautoren gesagt, der Verlust des AOL-Geschäfts sei einzig und allein auf Fehler bei Netscape zurückzuführen."

Der Anwalt fuhr fort, das Buch beschreibe eine Menge anderer Vorkommnisse, die die kurzsichtige Geschäftsführung des Net- scape-Managements belegen würden. Viele der Zitate stammten von aktuellen oder früheren Angehörigen von Netscapes Topmanagement. "Alle diese Aussagen stehen in direktem Widerspruch zur Argumentation des Justizministeriums", sagte Holleyman.

Der Beginn des Verfahrens zwischen dem DOJ und 20 US-Bundesstaaten einerseits sowie Microsoft andererseits ist auf den 15. Oktober festgelegt. MIT-Professor Cusumano war bereits 1995 mit einem Buch über ein DV-Unternehmen hervorgetreten. Sein gemeinsam mit Richard Selby begutachtetes Untersuchungsobjekt war - Microsoft. Titel des Opus: "Microsoft Secrets".