Web

Tahoe und Polar

Microsoft will ins Dokumenten-Management

15.02.1999
Von Michael Hufelschulte
Tahoe und Polar

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Obwohl Microsoft-Manager erst vor drei Monaten zugegeben hatten, das Unternehmen besitze eigentlich keine brauchbare Produktstrategie im Bereich Knowledge Management, trat die Gates-Company in der vergangenen Woche im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Seattle den Gegenbeweis an.

Erstes wichtiges Standbein einer neuen Strategie soll der "Site Server 3.0" (Codename "Tahoe") werden. Diesem werden die Entwickler dem Vernehmen nach Fähigkeiten für Dokumenten-Management, Workflow und eine Suchmaschine sowie die Unterstützung der Extensible Markup Language (XML) für Auszeichnung, Versionskontrolle und Vorlagen-Management von Dokumenten mit auf den Weg geben. Tahoe soll anscheinend auch zu einer Art Repository zur Integration mit Microsofts Portal-Technologie MSN.com ausgebaut werden, mit der Entwickler eigene Unternehmens-Portale entwerfen können.

Als zweite Kernkomponente soll einer Technologie mit dem Codenamen "Polar" dienen, die Anleihen beim SQL Server und Exchange Server macht und Funktionen für Gruppenarbeit, Workflow und Document Tracking bereitstellen soll. Polar soll unter anderem eine engere Integration mit Microsofts Office- und Back-Office-Produkten ermöglichen.

Bis zur Verfügbarkeit der Produkte dürfte aber noch einige Zeit ins Land gehen, denn Tahoe und Polar sollen frühestens sechs Monate nach der endgültigen Version von Windows 2000 erhältlich sein, dessen Verzeichnisdienst "Active Directory" Polar zwingend benötigt. Zum Einsatz kommen sie damit aber noch lange nicht: "Wir reden hier über vier Jahre", meint Tim Sloane von der Aberdeen Group, Boston. "Niemand wird im ersten Jahr Active Directory benutzen - die Leute sind doch nicht verrückt. Was Microsoft bräuchte, wäre eine integrierte Knowledge-Management-Lösung für die vorhandene Exchange-Nutzerbasis." Nach Meinung des Analysten dürften sich viele Anwender aufgrund des hohen Migrationsaufwands eher für eine alternative Plattform entscheiden, etwa Lotus "Domino".