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Microsoft wehrt sich gegen Vorwürfe der EU-Kommission - mit bekannten Aussagen

17.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft, das sich in Europa mit einer nun schon fünf Jahre währenden Untersuchung durch europäische Wettbewerbshüter konfrontiert sieht, hat sich während der auf drei Tage angesetzten nicht-öffentlichen Anhörung vor der EU-Kommission gegen Vorwürfe der Kommission verwahrt. Diese versucht zu belegen, dass Microsoft seine dominierende Marktposition bei PC-Betriebssystemen nutzte, um auch auf anderen Geschäftsfeldern zu reüssieren.

Microsoft habe, so jetzt die offizielle Stellungnahme des Unternehmens, seine Position nie missbraucht, um Konkurrenzprodukte etwa aus dem Applikationsgeschäft herauszudrängen. Vielmehr verfüge das Unternehmen einfach über vielseitigere Produkte, die sich im Lauf der Zeit am Markt gegen Wettbewerbsangebote durchgesetzt hätten. Microsoft wird im Verfahren vor der EU-Kommission unter anderem vorgeworfen, es habe sein Betriebssystem Windows so geschrieben, dass es besser mit Netzwerklösungen aus dem Hause Gates zusammenarbeite als dies beispielsweise Novells Netware kann.

Michael Hausfeld, der schon in den USA als Rechtsanwalt für Konsumenten auftrat und in Sammelklagen deren Interessen gegen Microsoft vertrat, schilderte ein Erlebnis mit Microsofts Topmann Steve Ballmer, das zeige, wie wenig das Unternehmen die Kartellrechtsverfahren in den USA und Europa ernst nehme: "Als Microsoft schon mehrere Verfahren hinter sich hatte, die unter anderem auch die Monopolstellung der Firma zum Gegenstand hatten, haben wir Ballmer gefragt, ob er überhaupt eine Vorstellung von dem Begriff Monopol habe". Ballmer habe daraufhin nur gelacht und gesagt: "Ja, ich spiele das mit meinen Kindern". Hausfeld sagte, solch eine Aussage dokumentiere nicht gerade, dass Microsoft das Verfahren mit Ernst angehe.

Sollte Microsoft in dem EU-Verfahren möglicherweise doch unterliegen, könnten auf die Gates-Company Strafzahlungen in Höhe von bis zu 3,2 Milliarden Euro zukommen. Eine Entscheidung wird allerdings nicht vor dem Frühjahr 2004 erwartet.

Nach Microsoft haben auch dessen Gegner noch die Möglichkeit, Aussagen vor der Kommission zu machen. Die Vorsitzende des europäischen Verfahrens, Karen Williams, wird nach den Anhörungen ihre Empfehlungen in einem vertraulichen Papier an den europäischen Kartellhüter Mario Monti abgeben. (jm)