Windows NT und Office 97 treiben das Geschäft

Microsoft warnt trotz überzeugendem Ergebnis

25.07.1997

Microsoft schloß das Geschäftsjahr 1997 mit Einnahmen von 11,36 Milliarden Dollar ab. Im Vergleich zu den im Vorjahr erwirtschafteten 8,67 Milliarden Dollar liegt der Zuwachs bei 31 Prozent. Das Nettoeinkommen belief sich auf 3,45 Milliarden Dollar oder 2,63 Dollar pro Aktie - ein Plus von 54 Prozent gegenüber dem Fiskaljahr 1996.

Vor allem das vierte Quartal (Ende: 30. Juni 1997) machte der Softwareschmiede Freude: Der Reingewinn stieg gegenüber dem letzten Vorjahresquartal um 86 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar, und der Umsatz wuchs auf 3,18 Milliarden Dollar - gegenüber dem Abschlußquartal 1996 ein Plus von 41 Prozent.

In den Stolz der Softwerker mischt sich jedoch zunehmend die Sorge, Anleger an der Wall Street könnten angesichts dieser Resultate jede Bodenhaftung verlieren. Extrem überzogene Erwartungen hatten bereits im Vorfeld der Ergebnismitteilung zu einem starken Kursanstieg geführt, der anschließend wieder nach unten korrigiert wurde. Wie schon so oft warnte denn auch Microsofts scheidender Finanzchef Mike Brown - er überläßt in Kürze Greg Massei das Ruder - davor, daß sich der Wachstumsprozeß im angelaufenen Geschäftsjahr verlangsamen könne.

Finanzanalysten teilen diese Befürchtung nur zum Teil. Die Softwareschmiede war im vergangenen Jahr sehr erfolgreich mit dem Verkauf von Server-Software für Unternehmen; vor allem Windows NT erfreut sich starker Nachfrage, aber auch die gesamte Back-Office-Produktpalette fand viele Abnehmer. Microsoft konnte das Geschäft mit diesen Produkten im Fiskaljahr 1997 nahezu verdoppeln. Allein im vierten Quartal setzte der weltweit größte Softwareproduzent doppelt so viele NT-Server-Betriebssysteme ab wie im vorhergehenden Jahresviertel.

Vor Probleme gestellt sieht sich Microsoft dagegen im Desktop-Business, das weltweit Sättigungserscheinungen aufweist. Zwar lief das PC-Softwaregeschäft, seit Jahren die Cash-cow von Gates & Co., auch 1997 hervorragend - vor allem die Desktop-Suite Office 97, die im Januar dieses Jahres auf den Markt kam, erwies sich als Verkaufsschlager. Doch steht der Softwaregigant nun vor einer längeren Periode, in der keine sogenannten Major Releases herausgebracht werden. Im Finanzjahr 1998 wird es beispielsweise keine Neuauflage des Office-Pakets geben.

Die nächste Windows-95-Version, bekannt unter dem Codenamen Memphis, wird frühestens Ende dieses Jahres, möglicherweise jedoch erst in der ersten Hälfte 1998 ausgeliefert. Ob sie die Geschäftszahlen kurzfristig hochtreibt, ist zweifelhaft, zumal auch Windows 95 bei den Kunden nicht auf Anhieb den erhofften Kaufrausch auslöste.