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Microsoft vs. Iowa: Gewinner sind die Anwälte

06.09.2007
Im kürzlich beendeten Kartellprozess des US-Bundesstaates Iowa gegen Microsoft streichen die Rechtsvertreter der Kläger 75 Millionen Dollar ein. Die Betroffenen erhalten maximal 180 Millionen Dollar.

Nach dem Prozess der Microsoft-Kunden im US-Bundesstaat Iowa fragen sich dort inzwischen viele Bürger, ob sie noch im richtigen Film sind. Nach Informationen der Zeitung "The Des Moines Register" streichen die Anwälte, die die Sammelklage angestrengt und begleitet haben, eine Gesamtsumme von 75 Millionen Dollar für Spesen und Gebühren ein. Pro Stunde – insgesamt wurden 117.000 Stunden von 130 Rechtsvertretern und ihren Angestellten in Rechnung gestellt – sind das immerhin 575 Dollar. Für New York sei das vielleicht vertretbar, in Des Moines sei der Tagessatz jedoch sehr hoch, berichtet die Zeitung.

Beide Seiten hatten sich im Februar auf die Beilegung des Rechtsstreits, bei dem auch Steve Ballmer und Bill Gates einen Auftritt hatten, geeinigt. Im Gegenzug zahlt Microsoft bis zu 180 Millionen Dollar an die Betroffenen (ohne die Anwaltskosten). Vergangene Woche wurde der Deal nach über sieben Jahren vor Gericht besiegelt. Die Nutzer aus Iowa erhalten für jede Lizenz von Windows, die sie zwischen Mai 1994 und Juni 2006 erworben haben, 16 Dollar. Für jedes Office-Paket gibt es 29 Dollar. Sie hatten argumentiert, dass Kunden aufgrund des wettbewerbswidrigen Verhaltens von Microsoft für die Software mehr als nötig zahlen mussten. Der Konzern vertritt eine andere Ansicht, wollte aber das Verfahren endlich aus der Welt schaffen.

Auch die Staatsanwältin der Stadt Des Moines, Roxanne Conlin, hatte sich an der Klage beteiligt. Sie darf Gebühren in Höhe von 1.072 Dollar pro Stunde in Rechnung stellen. Darin sei ein (nicht unüblicher) "Risikozuschlag" in Höhe von 43 Prozent enthalten, berichtete "The Des Moines Register". Allein die Spesen aller Anwälte und ihrer Angestellten summierten sich in den sieben Jahren auf rund acht Millionen Dollar, für die sie in Vorleistung gehen mussten. Die Unterlagen umfassten angeblich rund 25 Millionen Seiten Papier.

Für Microsoft kommt die Höhe der Anwaltshonorare nicht überraschend. Der Konzern zahlte nach einem vergleichbaren Verfahren in Minnesota nach der Einigung 2004 knapp 50 Millionen Dollar an die Anwälte. Einer von ihnen, der Anwalt Richard Hagstrom aus Minneapolis, war auch in Iowa an der Klage beteiligt. Er bekommt ebenfalls 1.072 Dollar die Stunde. Die Microsoft-Kunden in Iowa haben nun bis zum 14. Dezember Zeit, ihre Ansprüche gegen den Konzern geltend zu machen. (ajf)