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Ballmer gegen Schmidt

Microsoft vs. Google: Yahoo ist nur Mittel zum Zweck

04.02.2008
Microsoft möchte Yahoo kaufen, Google warnt vor einer Dominanz und bietet seine Hilfe an, Yahoo ringt mit einer Entscheidung. Bis zu einer Klärung der Situation können Wochen vergehen. Google wird das nicht stören, im Gegenteil.

Der gegenseitige Hass sitzt tief - sehr tief. Microsoft-Chef Steve Ballmer soll einmal einem Mitarbeiter, der zum Erzrivalen Google abwanderte, beim Abschied ins Gesicht geschrien haben: "Ich werde Google umbringen!" Google-Chef Eric Schmidt ist auf den Gegner kaum besser zu sprechen. Der Suchmaschinenriese will Microsoft bei der geplanten Mega-Übernahme des Internet-Konzerns Yahoo heftig in die Parade fahren. Der Kampf um Yahoo wird für Microsoft eine lange Schlacht, sind Experten überzeugt. Denn außer Google lauern noch jede Menge anderer Gefahren.

Google hat der Branche eindrucksvoll bewiesen: Mit dem Internet lässt sich via Werbung kräftig Geld verdienen - noch dazu, ohne dass Nutzer dafür bezahlen. Schlüssel zum Erfolg ist Googles weltweit dominierende Online-Suche, die Treffer sofort mit passender Werbung kombiniert. Trotz aller Mühen konnte Microsoft hier nie aufholen.

Zugleich greift Google den Rivalen in dessen Stammgeschäft an: Bürosoftware via Internet soll Microsofts Goldgrube, dem "Office"-Programmpaket, Konkurrenz machen. Googles Suche sei ebenfalls ein Einfallstor ins Geschäft mit Unternehmen, meint Forrester-Analystin Charlene Li. "Das ist die wirkliche Bedrohung durch Google."

Weil Google aus wettbewerbsrechtlichen Gründen kaum selbst eine Gegenofferte für Yahoo lancieren kann, setzt das Unternehmen nun alle anderen möglichen Hebel in Bewegung: Microsoft sei bekannt für Verstöße gegen Wettbewerbsrecht und wolle nur seine unheilvolle Übermacht beim PC auf das Internet ausdehnen, warnte Googles Chef-Jurist mit Blick in Richtung der weltweiten Kartellwächter. Microsofts Argumente laufen genau umgekehrt: Google sei zu mächtig geworden. Nur eine Allianz aus Microsoft und Yahoo könne dem Einhalt gebieten und für Wettbewerb sorgen. Die bösen Buben sind jeweils die anderen.

Google bietet zudem Yahoo - ganz eigennützig - seine Hilfe im Kampf gegen Microsoft an. Die Braut ziert sich mit dem Ja-Wort und schaut sich hilfesuchend nach anderen Partnern um. Schon einmal im Gespräch war etwa, dass Yahoo seine Suche billiger von Google betreiben lassen könne und sich auf sein übriges Portalgeschäft konzentriert. So könnte Microsoft am Ende Yahoo in Googles Arme treiben, meinen Beobachter. Trotz der bereits lukrativen Microsoft-Offerte lautet die Yahoo-Devise offenbar: Geld allein macht nicht glücklich - oder es sollte zumindest noch mehr sein, wenn Microsoft zum Zug kommen will.

Microsofts Offerte markiert einen radikalen Strategiewechsel: Jahrelang versuchte der Gigant vergebens, Google aus eigener Kraft bei Internet-Suche und Online-Werbung Paroli zu bieten. Nun soll es ein Zukauf richten. Mit 45 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) wäre es die größte Übernahme des Konzerns und innerhalb der Internetbranche.

Die Tech-Gemeinde im Silicon Valley bezweifelt weitgehend, dass dies die Lösung für Microsofts Probleme ist. In einem fusionierten Konzern "Microhoo!" (andere sprechen von "Moo!") würden zwei völlig gegensätzliche Kulturen aufeinander prallen: ein bürokratischer Gigant hier und unkonventionelle Lockerheit dort. Das gilt auch für die Spitzen: Der jugendliche Yahoo-Mitgründer Jerry Yang, der erst im Sommer wieder das Ruder übernahm, passt so gar nicht zu dem als Choleriker geltenden Microsoft-Boss Ballmer. "Unsere Stärke: Spaß haben", heißt es auf der Yahoo-Internetseite für Bewerber. "Die größte Bedrohung für den Deal sind Microsoft und Yahoo selbst", urteilt das US-Magazin "Forbes".

Hinzu kommen Berge von Problemen, die Fusionen immer zu einer Herkulesaufgabe machen und nicht selten scheitern lassen. Bitteres Beispiel der Mediengeschichte: Die zerrüttete Ehe von AOL und Time Warner. Allein die Integration von Technologie und Verwaltung beider Seiten werde die Partner mindestens ein Jahr lang beschäftigen und lähmen, warnen Experten. Google könnte unterdessen weiter davoneilen.

Und schließlich könnten auch die Behörden dafür sorgen, dass aus der Hochzeit keine Blitzehe wird. Zwar rechnen Beobachter seitens der US-Kartellwächter wegen Googles Übermacht eher nicht mit Widerstand. Doch die EU-Kommission hat mit Microsoft schon so manchen heftigen Strauß ausgefochten. So dauert die Prüfung von Microsofts Kauf der Online-Werbefirma aQuantive bereits Monate - im Fall Yahoo dürfte es kaum schneller gehen. (dpa/ajf)

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