Interview

Microsoft-Vize Turner setzt voll auf die Cloud-Karte

16.03.2010
Von  und
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

SAP-Übernahme ist für Microsoft offiziell kein Thema

CW: Es gibt das Gerücht, dass SAP Léo Apotheker auch deshalb gefeuert hat, weil er mit Microsoft verhandelt haben soll.

Turner: Ich werde hier Léos Ausscheiden bei SAP sicher nicht kommentieren. Ich hatte eine gute Geschäftsbeziehung zu Apotheker, und ich habe sogar eine großartige mit dem neuen CEO Bill McDermott. Mit beiden habe ich regelmäßig gesprochen. Ich glaube nicht, dass unsere Zusammenarbeit mit SAP irgendeinen Einfluss auf Apothekers Rücktritt hatte, aber ich kann bestätigen, dass wir auf vielen Ebenen gut mit ihnen kooperieren.

"Ich glaube nicht, dass unsere Zusammenarbeit mit SAP irgendeinen Einfluss auf Apothekers Rücktritt hatte."
"Ich glaube nicht, dass unsere Zusammenarbeit mit SAP irgendeinen Einfluss auf Apothekers Rücktritt hatte."

Unsere Kunden wünschen das auch. SAP-Anwender möchten mehr Office- und Sharepoint-Integration in ihre Software. Und daran arbeiten wir. Das ist eine ganz natürliche Angelegenheit und wir werden das fortsetzen.

CW: Dank Ihres Windows-7-Geschäfts hatten Sie im letzten Quartal ein sehr gutes Geschäftsergebnis.

Turner: Ja, wir waren wirklich begeistert. Es ist das beste Betriebssystem im Markt und das beste, das wir je angeboten haben. Die Akzeptanz ist schier unglaublich. Darauf sind wir ziemlich stolz.

CW: Zuvor hat Microsoft allerdings ein ungewöhnlich schwieriges Geschäftsjahr erlebt.

Turner: Unser Fiskaljahr 2009 (Anm. d. Red.: endete Juni 2009) war vom schlechten weltweiten Wirtschaftsklima geprägt. Es war das einzige Jahr in unserer Firmengeschichte, in dem wir nicht gewachsen, sondern geschrumpft sind - nämlich um rund drei Prozent. Wir waren damit besser als die meisten Konkurrenten, aber für ein Unternehmen, das noch nie rückläufige Umsätze hatte, war das ganz bitter.

Wir schrumpfen nicht gerne, wissen Sie. Aber wir haben in dieser Zeit viel gelernt. Wenn man immer wächst, fühlt man sich unglaublich stark und erkennt irgendwann seine Schwächen nicht mehr. Insofern war das ein heilsames Jahr für uns. Wir haben rationalisiert, Bürokratie abgebaut und uns besser aufgestellt. In den letzten 18 Monaten haben wir wichtige Lektionen gelernt, die uns heute weiterbringen. Wir sind jetzt stärker als damals.

CW: Wenn sich das Windows-7-Geschäft wieder abschwächt, was sind dann die Wachstumsoptionen für Microsoft?

Turner: Ich würde sagen, Windows 7 im Rahmen eines Desktop-Refreshs, mit einem neuen Office-Release und dem Internet Explorer 8 wird einer unserer größten Wachstumstreiber in den nächsten drei Jahren bleiben. Viele Anwender sind dabei, ihre alten Windows- und Office-Versionen abzulösen. Wir stehen hier vor einer großen Welle, gerade auch bei Enterprise-Kunden, von der wir profitieren können.

CW: Was ist mit Sharepoint?

Turner: Natürlich wird uns auch Sharepoint 2010 voranbringen - Sharepoint ist das am schnellsten wachsende Produkt in der Geschichte von Microsoft überhaupt. Das Geschäft wächst schneller als Windows und Office. Mit Version 2010 haben wir es auf ein neues Level gehoben, weil es nun eine Plattform ist, die Internet und Intranet zusammenführt. Und wie gesagt werden wir mit BPOS vorankommen, möglicherweise schneller, als wir heute ahnen. Das könnte alles andere in den Schatten stellen. Außerdem werden wir innovative Produkte auf den Markt bringen, Windows Phone 7, Bing, eine neue Xbox-Version und vieles mehr. Wir haben eine Menge Pfeile im Köcher.