Anwender sollen bei Projekten besser unterstützt werden

Microsoft versucht sich jetzt auch als Downsizing-Berater

01.11.1991

MÜNCHEN (hv) - Der Downsizing -Trend hat auch für Anbieter Konsequenzen: Ein Beispiel ist die Microsoft GmbH, Unterschleißheim, die gerade den Ansprüchen ihrer professionellen Kunden mit Produkten allein nicht mehr gerecht wird. Gefordert sind Technologie- und Strategieberatung - Microsoft reagierte mit der Einrichtung einer Consultance-Division.

"PCs erhalten in den Unternehmen zunehmend eine strategische Bedeutung", so Eduardo Mendoza, Director Education and Consulting Services bei der Microsoft GmbH. Gerade der Downsizing-Trend - Mendoza bevorzugt den Begriff "Rightsizing" - führe dazu, daß Personal Computer innerhalb des Unternehmens aufgewertet worden seien und nun eine zunehmend strategische Rolle spielten. Viele Kunden stünden nunmehr vor dem Problem, die PC-basierte Technologie in die bestehende, zum Teil Mainframeorientierte Systemwelt zu integrieren.

Systemintegration ist also eine der zentralen Aufgaben der Abteilung Consulting Services - auch wenn Microsoft erst ganz am Anfang dieses Geschäftes steht und nach Meinung von Mendoza nicht im entferntesten mit den großen Systemintegratoren der DV- Welt zu vergleichen ist. Trotzdem ist der Anspruch da: "Wir sind keine Marketing- und Sales-Unit, wir präsentieren uns wirklich als Anbieter von Lösungen", so der Chef-Consultant, der von einer "unabhängigen" Beratung gar nicht erst sprechen will.

Fragen, mit denen Kunden die Microsoft-Berater konfrontieren, lauten etwa: Wie lassen sich Anwendungen von unseren Großrechnern auf kleinere Systeme herunterladen und verteilen? Wie ist eine Client-Server-Architektur sinnvoll zu realisieren? Natürlich sind die Consultants zahlenmäßig zu klein, um diese Fragen zur Zufriedenheit aller Interessenten beantworten zu können.

Der Bedarf aber ist riesig - das zeigt auch die Entwicklung in den USA: Mit fünf Mitarbeitern nahm dort der gleiche Geschäftszweig im Juni letzten Jahres seine Arbeit auf. Heute beschäftigt Microsoft bereits über 100 Mitarbeiter im US-Beratungsgeschäft.

Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich nach Einschätzung Mendozas in Europa ab, wobei die Beratungsleistungen in Deutschland aufgrund fehlenden Personals nur in einem sehr begrenzten Umfang erfolgen können. "Der Mangel an guten Leuten bremst unser Wachstum", so der Consultant. Hinzu kämen Etablierungsschwierigkeiten - man müsse sich erst einen Ruf erarbeiten.

Will Microsoft unter dem Deckmantel einer "seriösen" Beratung den Verkäufern zuarbeiten? Dazu Mendoza: "Daß wir in Presales involviert werden, ist eher die Ausnahme. " Nach wie vor gebe es die Marketing- und Sales-Business-Bereiche, die hier zuständig seien. Wenn die Berater konsultiert würden, sei die Kaufentscheidung in der Regel schon gefallen. Verkauf und Beratung voneinander zu trennen ist nach Ansicht Mendozas die "sauberste Lösung" - vor allem in Zeiten des "Rightsizing" in denen der Beratungsaufwand aufgrund der stärkeren Auslastung des PCs drastisch steige.