Microsoft verstärkt sich bei Virtualisierung

22.01.2008
Das Unternehmen will mit einem weiteren Zukauf, der Kooperation mit Citrix sowie einigen Lizenzerleichterungen den Rückstand gegenüber VMware aufholen.

Nach der Übernahme von Softricity vor einem Jahr, die Microsoft in den Besitz von Produkten zur Anwendungsvirtualisierung brachte, kauft das Unternehmen erneut Technik für sein Virtualisierungsportfolio zu. Calista Technologies entwickelte Software, mit der sich Multimedia- und 3D-Anwendungen über Microsofts Terminal-Server in ähnlicher Qualität nutzen lassen wie lokal installierte Applikationen. Thin-Client-Protokolle wie Microsofts Remote Desktop Protocol (RDP) sollten ursprünglich nur die Bildschirmausgabe von Business-Anwendungen an das Frontend übertragen und kommen mit grafikintensiven Anwendungen schlecht zurecht.

Mit der steigenden Bedeutung von Desktop-Virtualisierung, bei der komplette virtuelle PCs vom Server auf die Clients übertragen werden, ändern sich die Anforderungen an Thin-Client-Lösungen. Citrix baute sein ICA-Protokoll im Lauf der Jahre auch um Unterstützung für Anwendungen mit anspruchsvoller Grafik aus. Microsoft hat sich zwar noch nicht festgelegt, in welcher Form es die Calista-Technik integrieren möchte, nach allgemeiner Einschätzung wird es aber zukünftig RDP ergänzen. In Kombination mit den erweiterten Terminal-Services von Windows Server 2008 schmilzt damit der Vorsprung von Citrix. Nutznießer dieser Entwicklung ist unter anderem der Citrix-Konkurrent VMware, der für seine "Virtual Desktop Infrastructure" ebenfalls auf RDP setzt.

Obwohl Citrix mit der Übernahme von Xensource zum Wettbewerber von Microsoft avancierte, sieht der Windows-Hersteller in Citrix eher einen Partner, der gegen den Hauptkonkurrenten VMware von Nutzen sein kann. In einem Kooperationsabkommen einigten sich die beiden Firmen darauf, ihre Tools aufeinander abzustimmen. So sollen sich virtuelle Maschinen unter Xen zukünftig mit "System Center Virtualization Manager" verwalten lassen, das auch der Administration von Microsofts "Virtual Server" sowie des Hypervisors "Hyper-V" dient. Microsoft verpflichtete sich, eine bisher nicht benannte Software zu entwickeln, mit der sich XenServer und Hyper-V kombinieren lassen. Für seinen eigenen Hypervisor nannte Microsoft nun ein Lieferdatum, er soll im dritten Quartal 2008 auf den Markt kommen.

Parallel zur Bekanntgabe der Calista-Übernahme und zum Citrix-Abkommen kündigte Microsoft an, die Preise für "Windows Vista Enterprise Centralized Desktop" von 78 auf 23 Dollar Jahresgebühr zu senken. Mit dieser Variante können Unternehmen Vista Enterprise zentral über virtuelle Maschinen bereitstellen. Mit der Kostenreduktion möchte Microsoft offenbar das Modell virtueller Desktops interessanter machen, nachdem es diesen Ansatz als zukunftsträchtig erkannt hat.

Anlässlich des neuesten Vorstoßes beim Thema Virtualisierung gibt Microsoft lizenzrechtliche Beschränkungen auf, die bisher die Ausführung von Vista Home Basic und Vista Home Premium in virtuellen Maschinen untersagten. Auch damit erleichtert der Windows-Hersteller die Virtualisierung von Desktops, besonders in kleineren und mittleren Unternehmen. Darüber hinaus möchte sich das Unternehmen damit offenbar auch Kunden im Consumer-Sektor erschließen. Vor allem Besitzer von Apple-Rechnern würden für bestimmte Anwendungen gerne ein virtuelles Windows ausführen, sind aber häufig nicht bereit, dafür eine der teureren Lizenzen zu erwerben. (ws)