Microsoft verrät Details seiner künftigen Web-Strategie

01.08.2007
Der Hersteller will demnächst zahlreiche Services und Techniken für das Online-Geschäft bringen.

Nach monatelangen Andeutungen hat Microsofts Chief Software Architect, Ray Ozzie, erstmals Einzelheiten zu einer als Microsoft Services Platform (MSP) bezeichneten Internetumgebung verraten. Sie soll bisherige Windows-Anwendungen und –Server sowie mobile Clients um Services erweitern und Microsoft zugleich nach jahrelangem Schlingerkurs zu einer konsistenten Produktstrategie und –plattform im Internet verhelfen. Laut Ozzie entspricht die MSP in ihrem Aufbau der vom Hersteller propagierten Windows-Infrastruktur für Unternehmen – vom Server bis zu den Client-Anwendungen. Die Basis der MSP bilden "foundation services", die Ozzie mit Netzwerkdiensten verglich. Zu ihnen gehören leistungsfähige Rechenzentren, in deren Aus- und Aufbau Microsoft seit einigen Monaten massiv investiert. Eines der größten Vorhaben ist hierbei der Neubau eines Rechenzentrums in San Antonio, im Bundesstaat Texas, für 550 Millionen Dollar. Ein weiteres, vergleichbar großes Projekt soll außerhalb der USA folgen.

Die MSP-Dienste eignen sich laut Ozzie für eine komplette Softwareverwaltung im Web und decken Aufgaben wie Virtualisierung, Deployment, Load Balancing, Leistungskontrolle und Speicherung ab. Hinzu kommen Services für die Administration von Identitäten, Präsenz und für Microsofts bisher darbendes Online-Werbegeschäft (siehe auch "Microsoft zahlt sechs Milliarden Dollar für aQuantive". Hinter den Diensten verbergen sich laut Vorstandsvorsitzenden Steve Ballmer unter anderem die Produkte "Windows Server", "Active Directory" und "Microsoft Operations Server". Aufbauend auf diesen Infrastrukturdiensten finden sich künftig Anwendungen für Privatnutzer, "Information Worker", IT-Spezialisten, Entwickler und Firmennutzer. Zu den Plattformdiensten für Privatanwender gehören laut Ballmer das bereits angekündigte "Office Live" und "Windows Live". Für Geschäftskunden sind Dienste wie das Hosting des "Exchange"- und "Communications Servers", weitere Collaboration-Dienste und Online-Dienste wie "Dynamics CRM" vorgesehen (siehe hierzu auch "Live ist künftig so wichtig wie Office"). Die Plattformdienste sollen in den nächsten zwölf bis 18 Monaten bereit stehen.

Seit gut zwei Jahren spricht Microsoft nun schon von Online-Services und einer entsprechenden Produktstrategie, die das bisher fragmentierte Internetgeschäft bündeln soll. Doch blieben die Aussagen bisher stets vage. Vor wenigen Monaten hatte dann Ray Ozzie die Formel "Software plus Service" formuliert, und damit erstmals einem reinen Online-Modell bei der Softwareentwicklung und –nutzung eine offizielle Absage erteilt. Stattdessen vertritt Microsoft den Standpunkt, Programme werden zumindest in den kommenden Jahren weiterhin auf dem PC-Client und für mobile Anwendungen gebraucht, lassen sich aber durch zusätzliche Web-Dienste erweitern. Mitte Juli bestätigte der Hersteller erstmals Arbeiten an der MSP (inoffizieller Name: "Cloud OS"), die entsprechende Infrastrukturdienste für das Web bereitstellen und Entwicklern die Möglichkeit eröffnet, mit Microsoft-Tools auf diesen Diensten basierende Web-Anwendungen zu erstellen (siehe auch Ray Ozzies Vorstellungen von Services). (as)