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Thema des Tages

Microsoft und IBM greifen in die Vollen

20.07.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hat sein Geschäftsjahr mit einem exzellenten vierten Quartal (Ende: 30. Juni) abgeschlossen. Die Gates-Company wies einen Nettoprofit von 2,2 Milliarden Dollar oder 40 Cent pro Aktie aus und übertraf damit die Erwartungen der Analysten (36 Cent) deutlich. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte der Reingewinn bei 1,36 Milliarden Dollar oder 25 Cent je Anteilschein gelegen. Die Einnahmen im vierten Quartal stiegen von 4,15 Milliarden Dollar im Vorjahr um 39 Prozent auf heuer 5,76 Milliarden Dollar. Die Umsatzrendite lag bei 50,4 Prozent, eine leichte Verbesserung gegenüber den 45 Prozent des Vorjahres.

Im gesamten Geschäftsjahr 1998/99 erwirtschaftete Microsoft auf Basis von Einnahmen in Höhe von 19,75 Milliarden Dollar den exorbitanten Nettogewinn von 7,79 Milliarden Dollar (plus 73,4 Prozent). Das enorme Wachstum ist nach Angaben des Herstellers auf die große Nachfrage bei Windows-Betriebssystemen, den diversen Varianten der Büroanwendungssuite Office - vor allem der neuen "2000"-Version" - sowie den Back-Office-Produkten zurückzuführen.

Der CFO (Chief Financial Officer) des Unternehmens, Greg Maffei, bemühte sich nach Kräften, die künftige Entwicklung des Softwareimperiums aus Redmond weniger rosig aussehen zu lassen. "Es ist wahrlich nicht einfach, den Leuten beizubringen, was wir denken - nämlich daß wir im kommenden Jahr weniger wachsen", unkte Maffei. Für das erste Quartal des just begonnenen Finanzjahres rechnet der Finanzchef mit einem Umsatz- und Gewinnwachstum von "nur noch" 20 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres - mithin ein leichter Rückgang gegenüber dem gerade abgeschlossenen Dreimonatszeitraum. Für das gesamte Geschäftsjahr 1999/2000 prophezeite Maffei ein Wachstum "im oberen Zehnerbereich". Die Bargeldreserven von Microsoft liegen übrigens nach der Fünf-Milliarden-Investition in AT&T bei 17,2 Milliarden Dollar - viel Raum also noch für strategische Beteiligungen und Übernahmen.

Auch IBM übertraf im zweiten Quartal ihres laufenden Geschäftsjahres die Erwartungen der Finanzwelt. Der Konzern konnte seinen Nettoprofit um 65 Prozent steigern und wies einen Reinerlös von 2,39 Milliarden Dollar oder 1,28 Dollar pro Aktie aus. Ohne Berücksichtigung außerordentlicher Zugewinne (unter anderem aus dem Verkauf des Bereich Global Network) lag der Gewinn pro Aktie immer noch bei 91 Cent und damit drei Cent über den Erwartungen der Analysten. Ein Jahr zuvor hatte Big Blue 1,45 Milliarden Dollar oder 75 Cent Gewinn vorweisen können. Der deutliche Gewinnzuwachs überrascht besonders deswegen, weil die Umsätze gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (18,82 Milliarden Dollar) nur um marktübliche 16 Prozent auf 21,91 Milliarden Dollar stiegen.

Neben gewohnt starken Einnahmen in den Bereichen Software (3,13 Milliarden Dollar, plus 9,1 Prozent) und Services (7,99 Milliarden Dollar, plus 15 Prozent) überraschte vor allem die Entwicklung im Hardwaregeschäft, das um 22 Prozent auf Einnahmen von 9,38 Milliarden Dollar zulegte. Die Großrechner der S/390-Familie konnten vom E-Commerce-Boom profitieren. Positiv verlief die Umsatzentwicklung auch bei den Intel-basierten PC-Servern ("Netfinity") sowie den Servern und Workstations der RS/6000-Linie. Schwächer zeigte sich die "Mittelstandslinie" AS/400, bei der IBM nach eigenen Angaben vor allem in Europa mit Absatzproblemen zu kämpfen hatte. Das PC-Business war ebenfalls weiterhin defizitär. Gegenüber Verlusten von 436 Millionen im Vergleichszeitraum des Vorjahres stellt das aktuelle Minus von 153 Millionen Dollar allerdings einen deutlichen Aufwärtstrend dar. Die PC-Umsätze stiegen vor allem wegen steigender Notebook-Nachfrage um 50 Prozent auf 3,87 Milliarden

Dollar.

Im ersten Halbjahr verdiente die IBM mit 3,86 Milliarden Dollar 55 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (2,49 Milliarden). Die Einnahmen in den ersten sechs Monaten des Finanzjahres lagen mit 42,22 Milliarden Dollar um 16 Prozent über denen des Vorjahres (36,44 Milliarden Dollar). Für die zweite Hälfte des Jahres rechnen Beobachter mit einem geringeren Wachstum von Big Blue. Hier dürften sich unter anderem der immer stärkere Dollar und die Konzentration der Unternehmenskunden auf die Jahr-2000-Umstellung negativ auswirken.