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Zoff auf der Messe

Microsoft und Google streiten in Hannover

06.03.2012
Ein zunehmend vergiftetes Verhältnis herrscht zwischen den IT-Riesen Microsoft und Google.

Der Software-Marktführer nutzte jetzt sogar die Eröffnung der Computermesse CeBIT, um den Rivalen öffentlich zu attackieren - was in der Branche sonst kaum üblich ist. Sofort nach dem Auftritt von Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt verbreitete Microsoft eine Erklärung, in der Deutschland-Geschäftsführer Ralph Haupter der Rede eine ganz schlechte Note verpasste: "In der Schule würde man sagen: Thema verfehlt!"

Er hätte von Schmidt eine klarere Position zum CeBIT-Thema "Managing Trust" erwartet, kritisierte Haupter. "Eric Schmidt hat heute auf diese Fragen keine Antworten gegeben, sondern lieber über die digitalen Möglichkeiten der Zukunft gesprochen. Das reicht meines Erachtens nicht aus."

Selbst in einer intensiven Konkurrenzsituation sei es ungewöhnlich, öffentlich auf Wettbewerber draufzuhauen, sagte dazu der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG), Michael Kalthoff-Mahrnke, der Nachrichtenagentur dpa. PR-Berater würden ihren Kunden dringend davon abraten. "Auch unter verschärften Wettbewerbsbedingungen ist ein mäßiger Umgangston in der Öffentlichkeit durchaus angebracht."

Der Software-Marktführer engagiert sich auch in der Unternehmensinitiative ICOMP (Initiative for a Competitive Online Marketplace), die sich zuletzt in Berlin auf einem Datenschutz-Roundtable kritisch mit Google beschäftigt hat. Das suchte sich Schmidt auf der CeBIT als Angriffspunkt aus: "Microsoft als einer unserer größten Konkurrenten gibt viel Geld für Lobbying aus, um Stimmung gegen Google zu machen - unter anderem über die von ihnen finanzierte ICOMP", sagte er in einem dpa-Interview.

Es geht nicht um bloße Animositäten - hinter den PR-Hakeleien steckt knallharte Konkurrenz. Die beiden IT-Riesen kämpfen auf immer mehr Feldern der digitalen Wirtschaft gegeneinander. Google hat die sprudelnden Einnahmen aus seinem Suchmaschinen-Geschäft genutzt, um zahlreiche neue Dienste zu entwickeln - etwa die Büro-Software Google Apps for Business, die Microsoft in seinem lukrativen Geschäft Office ärgert. Mit seinem bislang mäßig erfolgreichen PC-Betriebssystem Chrome OS attackiert Google außerdem den Microsoft-Gewinnbringer Windows. Umgekehrt versucht der Software-Hersteller, mit seiner Suchmaschine Bing Anschluss in Googles Kerngeschäft zu bekommen.

Auch im Zukunftsmarkt Mobilfunk sind die beiden Rivalen. Google will über die Verbreitung seines freien Betriebssystems Android dafür sorgen, dass seine Dienste auch unterwegs genutzt werden. Im vierten Quartal 2011 waren gut 50 Prozent neuen Smartphones Androiden. Microsoft verdient zwar direkt am Verkauf seiner Plattform WindowsPhone, hinkt aber mit einem Marktanteil von 1,9 Prozent weit hinterher. Indirekt kassiert Microsoft aber auch bei Android mit, indem es bereits viele Gerätehersteller zur Zahlung von Lizenzgebühren für Android-relevante Patente genötigt hat.

Auch an anderen Ecken der IT-Branche wird der Wettbewerb mit zunehmend harten Bandagen ausgetragen. So liefern sich in der Mobilfunkbranche Motorola, Samsung und HTC einen erbitterten Patentstreit mit Apple und Microsoft. (dpa/tc)