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Microsoft und Ask.com attackieren Google via Datenschutz

23.07.2007
Die beiden Such-Underdogs Microsoft und Ask.com wollen eine branchenweite Initiative für Standards bei der Speicherung von Nutzerdaten aus Suchmaschinen ins Leben rufen.

Dieser Schritt richtet sich offensichtlich gegen den Marktführer bei Internet-Suchen, Google, um dessen Datensammelwut sich Datenschützer zunehmend Gedanken machen. Google und andere Suchmaschinenbetreiber sind von Microsoft und Ask.com herzlich eingeladen, mitzumachen. Erste Ergebnisse der Bemühungen sollen im September präsentiert werden.

Dass sich Microsoft und Ask hier an vorderster Front engagieren, könnte in Teilen ihren Rang in der Branche widerspiegeln. Beide liegen im Markt für Internet-Suchen weit abgeschlagen hinter Google und Yahoo! und verfügen daher über weit weniger Daten über das Verhalten ihrer Nutzer als die beiden größeren Konkurrenten. Mit dem Ruf nach expliziteren Standards für den Datenschutz könnte Microsoft indirekt Googles Möglichkeiten beschränken, seine immensen Datenspeicher zur Verbesserung seiner Dienste zu nutzen.

Über Google liefen im Juni dieses Jahres nach Messung von comScore 49,5 Prozent aller Internet-Suchen in den USA. Microsofts Marktanteil betrug im Vergleich dazu gerade einmal 13,2 Prozent, Ask ist mit fünf Prozent nochmals deutlich kleiner.

Ask.com hatte bereits Ende letzter Woche seinen "AskEraser" angekündigt, über den Internet-Nutzer ab Ende des Jahres anonym suchen können. Auch Microsoft unternimmt Schritte in Richtung mehr Datenschutz: Es will die über "Live Search" gesammelten Daten künftig nach 18 Monaten anonymisieren, indem es die IP-Adressen und andere Nutzerspuren komplett aus den Suchbegriffen löscht. Nutzer sollen künftig außerdem vorgeben können, dass ihnen auf Microsoft-Seiten verhaltensabhängige Werbung - neudeutsch Behavioral Advertising - erspart bleibt.

18 Monate scheinen sich als Branchenstandard für die Suchdatenspeicherung zu etablieren - auch Google und Ask.com wollen ihre Daten nach eineinhalb Jahren anonymisieren. Google hatte den Wert erst kürzlich von zuvor 18 bis 24 Monaten reduziert. Außerdem setzte der Konzern die Lebensdauer seiner Cookies, in denen Browser Nutzerinformationen speichern, auf zwei Jahre herab (aus Sicht von Datenschützern reine Augenwischerei, da die Laufzeit nach jedem Besuch bei Google von neuem beginnt). Zuvor galten diese Informationen bis zum Jahr 2038.

Noch einen Schritt weiter geht allerdings Yahoo!, das seine Suchdaten künftig bereits nach 13 Monaten anonymisieren will. Ausnahmen soll es geben, wo Nutzer ausdrücklich eine längere Speicherung wünschen oder Gesetze diese vorschreiben.

Die Betreiber von Suchmaschinen versuchen generell, die Suchverläufe ihrer Besucher zu speichern, um die Qualität ihrer Ergebnisse zu verbessern, Betrug vorzubeugen und relevantere Werbung zu servieren. Das ist aber natürlich ein zweischneidiges Schwert. "Suchbegriffe drehen sich oft um Drogen, sie handeln von Sex und von Rock'n'Roll", weiß Peter Swire, Juraprofessor an der Ohio State University und früherer Datenschutzberater der Clinton-Regierung. "Viele Menschen sehen die Suche als ganz private Nachforschung und möchten nicht, dass ihre Suchbegriffe als Teil ihres Profils dauerhaft gespeichert werden." (tc)