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Microsoft trumpft dank Licensing 6 auf

18.10.2002
Microsoft hat im ersten Quartal seines Geschäftsjahres den Umsatz um 26 Prozent gesteigert und den Gewinn mehr als verdoppelt - vor allem wegen der Deadline zum Umstieg auf sein neues Lizenzmodell.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vielleicht sollte Microsoft doch einmal über eine Dividende für seine Aktionäre nachdenken: Für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres meldet der Softwarekonzern aus dem Seattler Vorort Redmond 26 Prozent Umsatzplus und einen auf 2,73 Milliarden Dollar oder 50 Cent pro Aktie mehr als verdoppelten Reingewinn. Im Vorjahreszeitraum, als das Unternehmen 1,28 Milliarden Dollar oder 23 Cent je Anteilschein Nettoprofit ausgewiesen hatte, musste es allerdings 1,22 Milliarden Dollar für sein Investment-Portfolio abschreiben. Dieses wurde offenbar sinnvoll bereinigt - aktuell fiel die Sonderbelastung mit 291 Millionen Dollar erheblich milder aus.

CFO CFO John Connors: "Die Geldbörsen der Unternehmen sind zwar nicht verschlossen, aber in festem Griff."
CFO CFO John Connors: "Die Geldbörsen der Unternehmen sind zwar nicht verschlossen, aber in festem Griff."

Den Umsatz konnte Microsoft von 6,13 Milliarden Dollar im Berichtszeitraum des Vorjahres auf 7,75 Milliarden Dollar steigern - das Plus fiel erheblich höher aus als von der Wall Street erwartet (wie auch beim Profit, wo die Analysten laut Thomson First Call mit 43 Cent gerechnet hatten). Finanzchef John Connors begründete das unerwartet gute Abschneiden zum einen mit dem neuen Lizenzprogramm Licensing 6, auf das interessierte Kunden bis zum 31. Juli umsteigen mussten, und der unerwartet hohen Nachfrage nach der "Professional"-Version des aktuellen Betriebssystems Windows XP. Seltsamerweise entscheiden sich aktuell rund 63 Prozent der Kunden für die gegenüber der "Home"-Version fast doppelt so teure Variante. Insgesamt 67 Millionen Kopien von Windows XP wurden seit dessen Einführung verkauft.

Connors betonte, dass obwohl Microsoft in allen Bereichen habe zulegen können, das aktuelle Resultat einen "einmaligen Ausrutscher" darstelle und das Umsatzwachstum nicht von Dauer sein werde. Nach Ablauf der Deadline für Licensing 6 würden nicht mehr so viele Kunden auf die langfristigen Lizenzvereinbarungen umsteigen. Die Vertriebsmannschaft werde "extra hart" arbeiten müssen, um noch weitere Umsteiger zu rekrutieren. Außerdem, so der CFO (Chief Financial Officer), habe das Unternehmen im abgeschlossenen Quartal auch von Währungseffekten profitiert.

Zur generellen Situation im PC-Markt und bei IT-Investitionen äußerte sich der Microsoft-Finanzchef zurückhaltend. Die Lage müsse man "weiterhin als reichlich schwach charakterisieren", erklärte Connors. Die PC-Verkäufe im laufenden Quartal würden vermutlich stagnieren oder nur leicht zulegen. Er rechne deswegen auch nur mit ein paar Cent mehr Gewinn als bislang angenommen; Analysten hatten zuvor euphorisch angenommen, allein das alktuelle Resultat werde für das Gesamtjahr zwölf bis 13 Cent mehr Gewinn pro Aktie bringen.

Connors erwartet für das zweite Quartal 8,5 bis 8,6 Milliarden Dollar Umsatz sowie 3,2 bis 3,3 Milliarden Dollar operativen Gewinn und 45 bis 46 Cent Profit pro Aktie. Für das gesamte Geschäftsjahr werden Einnahmen von 33,2 bis 33,6 Milliarden Dollar sowie 1,89 bis 1,95 Dollar Gewinn je Anteilschein anvisiert. Zum Nasdaq-Fixing schloss die Microsoft-Aktie gestern bei 50,77 Dollar; im nachbörslichen Handel stieg der Kurs auf 53,14 Dollar. (tc)