Kundenmanagement aus der Cloud

Microsoft trimmt Dynamics CRM auf mehr Analytics

08.12.2015
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit dem neuen Dynamics CRM 2016 baut Hersteller Microsoft vor allem die integrierten Analytics-Funktionen aus. Darüber hinaus wird die Lösung für Kundenmanagement noch enger mit anderen Microsoft-Produkten wie beispielsweise Office 365 gekoppelt.

Microsoft hat auf seiner Business-User-Konferenz "Convergence" Anfang Dezember in Barcelona eine neue Version seiner Kundenmanagement-Software vorgestellt. Tatsächlich könne man bei Dynamics CRM 2016 im Grunde von einem neuen Release sprechen, sagte Andreas Dutz, Marketing Director für den Bereich Dynamics CRM bei Microsoft in Deutschland, unter Verweis auf die umfangreichen funktionalen Erweiterungen. Von der Produktstrategie, in unregelmäßigen Abstände große Releases zu veröffentlichen, will sich der weltgrößte Softwarehersteller allerdings verabschieden, erläuterte Dutz weiter. Künftig werde es zwei Mal im Jahr sogenannte Waves geben - im Frühjahr sowie im Herbst -, in deren Rahmen Microsoft zusätzliche Funktionen und Features an die Softwarenutzer weiterreichen möchte. Damit schwenkt Microsoft auf eine Release-Strategie ein, wie sie beispielsweise der CRM-Wettbewerber Salesforce bereits seit Jahren mit seinen Cloud-Lösungen verfolgt.

Die Online-Variante von Dynamics CRM 2016 ist ab sofort verfügbar, eine On-Premise-Version werde noch im Dezember nachgereicht, hieß es von Seiten Microsofts. Damit wird einmal mehr deutlich, dass sich der Fokus in der Entwicklungs- und Produktstrategie von Microsoft immer stärker in Richtung Cloud verschiebt. Erst vor wenigen Wochen hatte der Softwarekonzern ein neues Release seines ERP-Pakets Dynamics AX vorgestellt, das zwar auch eine On-Premise-Veriante vorsieht, primär aber für die Nutzung in der Microsoft-Cloud Azure ausgelegt ist.

CRM wird zum persönlichen Assistenten

Funktional hat Microsoft eigenen Angaben zufolge in Dynamics CRM 2016 vor allem die Analysemöglichkeiten ausgebaut und für eine tiefere Integration in andere Microsoft-Produkte gesorgt. Beispielsweise biete Dynamics CRM 2016 den Anwendern erweiterte Templates für Analysen in Excel. Den Nutzern stünden zudem mehr Möglichkeiten rund um Self-Service-BI mit Microsofts "Power BI" zur Verfügung. Reports und Dashboards für eigene Analysen sollen sich so einfacher zusammenstellen lassen. Beispielsweise ließen sich damit sämtliche Touchpoints eines Kunden mit dem eigenen Unternehmen übersichtlich zusammenführen. Integriert ist darüber hinaus auch Microsofts Sprachassistenz-Technik "Cortana". Dutz zufolge arbeitet die neue CRM-Generation wie ein persönlicher Assistent für Vertriebsteams.

Auch im Backend des CRM-Systems hat Microsoft mehr Intelligenz für Analysen eingebaut, wie der Softwarehersteller beteuert. Mittels Machine Learning soll die Software selbständig Vorhersagen treffen können, welche Angebote und Produkte für einen Kunden interessant sein könnten. Diese Vorschläge bekommen Sales-Mitarbeiter direkt in der Interaktion mit den jeweiligen Kunden präsentiert und können diese sofort weitergeben.

Engere Bande in Office 365

Neben den funktionalen Erweiterungen in Sachen Analytics hat Microsoft auch an einer tiefergehenden Integration seines CRMs in andere eigene Softwareprodukte gearbeitet, wie beispielsweise Office 365, Outlook und OneDrive for Business. "Dynamics CRM stellt kontextbasierte Dokumente zur Verfügung und macht diese über Sharepoint, Office 365 Groups und OneDrive for Business verfügbar", sagte Microsoft-Manager Dutz. Für Outlook stehe zudem eine verbesserte CRM-App zur Verfügung. Mobile Nutzer könnten künftig auf einen Offline-Client mit vollem Funktionsumfang zurückgreifen, versprach der Hersteller. Gleiches gelte für Apps für die konkurrierenden Mobile-Plattformen iOS und Android.

Am Pricing werde sich Microsoft-Angaben zufolge nichts ändern. Laut der offiziellen Preisliste im Web kostet Dynamics CRM aus der Cloud derzeit zwischen 54,78 und 126,47 Euro pro Nutzer und Monat. Unklar ist allerdings noch wie das Preisgefüge für Nutzer aussehen wird, die das CRM-Paket künftig aus der deutschen Cloud von Microsoft beziehen möchten. Der Softwarekonzern hatte erst vor wenigen Wochen eine Vereinbarung mit T-Systems bekannt gegeben, wonach die Tochter der Deutschen Telekom sowohl als Betreiber der deutschen Cloud-Infrastruktur wie auch als Datentreuhänder fungieren soll. Damit will der Anbieter Bedenken deutscher Anwender aus der Welt schaffen, wonach US-Behörden möglicherweise auf Daten deutscher Unternehmen in der Cloud zugreifen könnten. Starten soll das Angebot ab Mitte 2016 - auch mit Dynamics CRM. Für dieses speziell auf den deutschen Markt angepasste Cloud-Konstrukt will Microsoft allerdings einen Aufpreis verlangen. Wie das Pricing der deutschen Cloud genau aussehen wird, will Microsoft noch im Dezember verraten.

Parallel zu Dynamics CRM 2016 hat Microsoft in Barcelona die Verfügbarkeit einer Public Preview von "PowerApps" bekannt gegeben. Anwender sollen damit zügig Geschäftsanwendungen für beliebige Geräte entwickeln und unternehmensweit ausrollen können. Integrierte Schnittstellen erleichterten dabei die App-Entwicklung für Office 365, OneDrive und die Dynamics-Familie sowie für Anwendungen von Drittanbietern wie Dropbox, Twitter und Google Drive. Die Oberflächen der PowerApps orientierten sich Microsoft zufolge an den bekannten Strukturen der Office-Produkte.

Neuer Microsoft-Chef für Dynamics

Online und On-premise-Version von Dynamics CRM 2016 werden in 130 Märkten und 44 Sprachen zur Verfügung stehen, sagte Jujhar Singh, General Manager für Microsofts Dynamics-CRM-Sparte und neuer Leiter der gesamten Dynamics-Unit. Hinter den Microsoft-Kulissen hatte es zuletzt einige Unruhe gegeben. Mitte November war durchgesickert, dass Bob Stutz, Corporate Vice President und Leiter des Dynamics-Bereichs, das Unternehmen verlässt. Stutz, der seit 2012 bei Microsoft arbeitete, wechselt ausgerechnet zum CRM-Erzrivalen Salesforce.com.

Microsofts Dynamics-Chef Bob Stutz wechselt zu Salesforce und soll dort die Analytics-Entwicklung vorantreiben.
Microsofts Dynamics-Chef Bob Stutz wechselt zu Salesforce und soll dort die Analytics-Entwicklung vorantreiben.
Foto: Bob Stutz

Dort soll er Chief Analytics Officer werden und direkt an den Produktchef Alex Dayon berichten. Der SaaS-Spezialist treibt derzeit mit seinen neuen "Wave"-Lösungen das Analytics-Geschäft massiv voran. Beispielsweise wurden erst im Juli Apps für "Sales Wave Analytics" vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine neue Generation von rollenspezifischen Analyse-Apps, die es Business-Nutzern erlauben sollen, auf Basis von Datenauswertungen sofort weitergehende Aktivitäten auszulösen.