Microsoft sagt WinFS endgültig ab

26.06.2006
Microsoft hat die Entwicklung des verteilten Dateisystems "WinFS" beendet, das ursprünglich einmal eines der drei Kernfeatures von Windows Vista hätte werden sollen.

Der leitende Entwickler Quentin Clark schrieb Ende letzter Woche in einem Blog-Eintrag: "Wir planen keine separate Auslieferung mehr von WinFS, das betrifft auch das angekündigte Beta-2-Release". Der Microsoft-Mann versucht die Abkündigung allerdings so zu verkaufen, als handele es sich lediglich um eine "Änderung der Packaging-Strategie". Wichtige Elemente von WinFS würden ihren Weg in SQL Server und ADO.NET finden. Deswegen sei WinFS als separates Produkt überflüssig, so Clark.

Viele der bereits zahlreichen Kommentatoren sehen das grundsätzlich anders. "WinFS is dead", schreibt einer kurz und knapp. WinFS war ursprünglich eines der Lieblingsprojekte von Microsoft-Gründer Bill Gates. Dieser hatte erst in der vergangenen Woche angekündigt, sich den Posten des Chief Software Architect zunächst mit Ray Ozzie zu teilen und sich ab Mitte 2008 dann schwerpunktmäßig seinen philanthropischen Aktivitäten zu widmen (siehe "Update: Bill Gates kündigt sich ab").

Noch im Jahr 2003 hatte Gates WinFS als den "Heiligen Gral" von Windows Vista bezeichnet, das damals noch unter dem Codenamen "Longhorn" firmierte. Das Dateisystem sollte zusammen mit "Indigo" (heute Windows Communications Framework) und "Avalon" (heute Windows Presentation Foundation) die Eckpfeiler des Windows-XP-Nachfolgers bilden.

WinFS sollte oberhalb von NTFS eine relationale Dateiverwaltungsebene einziehen und das Konzept von "Entitäten" und deren Beziehungen untereinander definieren. Auf diese Weise sollten verschiedene Anwendungen ihre jeweiligen Daten leichter finden und nutzen können. Im Sommer 2004 wurde WinFS dann von der Vista-Roadmap gestrichen. Es wurde dann als mögliches späteres Add-on für Vista (und XP) geplant. Die Marktforscher von Gartner hatten schon damals eine Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent angesetzt, dass WinFS überhaupt nicht mehr als separates Produkt erscheinen werde.

Die Abkündigung ist nun insbesondere peinlich für Gates - der hatte noch letzte Woche in einem Interview mit "Cnet" versprochen, er werde dafür sorgen, dass nun Ozzie für WinFS "die Fackel tragen" werde. (tc)