"Microsoft raubt uns nicht den Schlaf"

03.11.2003
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Software für die Analyse von Geschäftsinformationen und das Berichtswesen - neudeutsch: Business Intelligence (BI) - gilt immer mehr Anwendern als strategisches Instrument zur Unternehmenssteuerung. Doch der Markt ist im Umbruch, und Übernahmen häufen sich. Wie sich Hyperion Solutions nach dem Kauf von Brio Software als einer der führenden Anbieter künftig aufstellen will, schilderte Chief Executive Officer Jeffrey Rodek in einem Gespräch mit CW-Redakteur Sascha Alexander .

Jeffrey Rodek, CEO Hyperion Solutions

CW: Das Geschäft mit BI-Lösungen ist derzeit eines der wenigen Wachstumssegmente im Softwaremarkt. Dennoch reißt die Welle der Übernahmen nicht ab. So wechselten allein in den letzten 18 Monaten unter anderem Acta, Adaytum, Comshare, Crystal Decisions, Brio und die MIS AG ihren Besitzer. Wie erklären Sie sich das?Rodek: Dem Markt für BI und Business-Perfomance-Management (BPM) geht es zwar besser als den meisten Softwaresegmenten, aber das Geschäft ist nicht einfach. Kleinere Anbieter kommen derzeit schwer an die Budgets der Kunden heran, zumal diese künftig die Zahl ihrer Lieferanten reduzieren wollen und solche Hersteller bevorzugen, die finanziell stabil sind und ihnen ein breites Portfolio anbieten können.

CW: Gilt dies auch für Brio Software, ein Unternehmen, das Hyperion im August gekauft hat?Rodek: Brio als Anbieter von Berichtswerkzeugen hatte einen Umsatz von rund hundert Millionen Dollar und konnte - wenn man von Einmalzahlungen absieht - eine positive Bilanz vorweisen. Doch das Management musste einsehen, dass die Reichweite der Produkte und die finanzielle Zukunft begrenzt waren. Vielleicht hätten sie den Umsatz noch auf maximal 150 Millionen Dollar steigern können. Brios ärgster Wettbewerber Business Objects weist jedoch nach der Übernahme des Konkurrenten Crystal Decisions über 800 Millionen Dollar Umsatz aus.

CW: Geht es bei den Übernahmen derzeit vor allem darum, die eigene Kundenbasis zu verbreitern, oder auch um den Ausbau des Portfolios? Rodek: Cognos wollte mit der Übernahme des Planungssoftware-Spezialisten Adaytum ein besseres Produkt für die Finanzkalkulation kaufen. Wir haben in diesem Jahr Alcar, einen Anbieter von Software zur Finanzmodellierung, und Brio wegen ihrer Technik und Branchenkenntnisse übernommen. Nur die Übernahme von Crystal Decisions durch Business Objects sehe ich als reinen Zukauf von Kunden.