Erste Eindrücke der kommenden Bürosuite

Microsoft putzt Goldesel Office fürs Internet heraus

28.08.1998

Soviel vorweg: Ein Meilenstein wird die neue Programmsammlung nicht, wenngleich Microsoft diesen Eindruck mit der Versionsbezeichnung 2000 in der Öffentlichkeit zu wecken versucht. Dennoch bietet die neue Variante, die vor wenigen Tagen an 20000 Betatester verteilt wurde, zumindest im Vergleich zu Office 97 und Office 95 signifikante Neuerungen.

Während die einzelnen Programme der Bürosammlung "Word", "Excel", "Powerpoint" und "Outlook" einem relativ unspektakulären Face-Lifting unterzogen wurden, hat Microsoft auf die Integration des Internet und Intranets als "Knowledge-Pool" für die Teamarbeit im Unternehmen größten Wert gelegt.

Office 2000 erlaubt es Anwendern, das Internet oder Intranet als Sammelbecken für Dateien zu nutzen, so daß mehrere Mitarbeiter Zugriff auf die mit der Bürosuite erstellten Dokumente erhalten. Dazu gehört beispielsweise, daß Dateien nun nicht mehr im proprietären Word-Format DOC auf der Festplatte abgelegt werden müssen, sondern als HTML-Files (HTML = Hyptertext Markup Language) auf einem Web-Server gespeichert werden können. Diese HTML-Dateien lassen sich anschließend per Browser oder beliebiger Office-Applikation von Kollegen betrachten oder weiterbearbeiten. Darüber hinaus können Kommentare, Bemerkungen oder ganze Diskussionen Dritter an das auf dem Web-Server positionierte Dokument angehängt werden. Um diese Möglichkeiten nutzen zu können, setzt der Hersteller allerdings einen Web-Server auf NT-Basis inklusive Internet Information Server und die demnächst verfügbaren Office Server Extensions (OSE) voraus.

Die direkte HTML-Unterstützung innerhalb der Office-Applikationen kommt überraschend. Zum ersten Mal hat sich die Gates-Company - aufgrund der wachsenden Akzeptanz des Internet-File-Formats - dazu breitschlagen lassen, HTML als offiziell unterstütztes Dateiformat in Office aufzulisten. Ferner dient der Support der Extendable Markup Language (XML) dazu, Formatierungen und integrierte Objekte in Dokumenten sowie "unsichtbare" Einstellungen zur Struktur der Dateien abzuspeichern.

Der Internet-Support birgt jedoch ein erhebliches Manko. Erste Tests haben ergeben, daß Dokumente, die mit Word, Powerpoint oder Excel erstellt wurden, zwar mühelos im HTML-Format auf dem Inter- und Intranet abgelegt werden können, eine reibungslose Weiterbearbeitung der Files allerdings nur mit Microsofts hauseigenem Browser "Internet Explorer" funktioniert, dessen Version 5.0 im Paket enthalten sein wird. Dokumente mit Grafiken und exotischeren Textformatierungen lassen sich unter dem Konkurrenzprodukt "Communicator" des Erzfeindes Netscape hingegen nur schlecht darstellen und auch kaum sinnvoll bearbeiten.

Überarbeitet hat Microsoft mit Office 2000 die bis zur Version 97 äußerst unkomfortable Installations-Routine. Artete eine manuelle Installation der einzelnen Programme und ihrer unzähligen Add-ons sowie Komponenten unter Office 95 und 97 noch in regelrechter Sisyphusarbeit aus, ist es mit Office 2000 möglich, lediglich Shortcuts zu den Anwendungen oder ihren Unterprogrammen zu installieren. Diese sind im Menü aufgeführt und können während der Arbeit mit der Bürosuite bei Bedarf nachgeladen und auf die Platte geschrieben werden. Darüber hinaus lassen sich bereits manuell eingerichtete Office-95- oder Office-97-Komponenten auf den Office-2000-Stand bringen, ohne das Setup erneut komplett durchgehen zu müssen. Doch trotz des intelligenteren Installationsvorgangs hat sich am Festplattenhunger der Office-Suite kaum etwas geändert. Eine standardmäßige Installation aller Applikationen benötigt nicht weniger als etwa 140 MB.

Mit Office 2000 stellt Microsoft zudem eine Art Selbstreparatur-Kit vor, das schon unter Windows 98 seinen Dienst verrichtet. Das Modul erlaubt es Anwendern, defekte oder fehlende Dateien sowie fehlerhafte Registry-Einträge wieder auf den originalen Stand zu bringen. So werden beispielsweise beschädigte, überschriebene oder versehentlich gelöschte Bibliotheksdateien (Dynamic Link Library) automatisch erkannt und durch Versionen der Office-CD ersetzt.

Reparatur-Kit inklusive

Zusätzlich zu den bereits existierenden Einträgen der Menüleisten innerhalb von Office-Applikationen lassen sich mit der neuen Version des Büropakets individuelle Menüpunkte einrichten. So kann der Benutzer bereits installierte Standardmodule durch eigene Funktionen ergänzen. Ebenso merkt sich eine Office-Applikation nun, welche Funktionen der Anwender am häufigsten verwendet, und setzt diese entsprechend an den Anfang der Menüleiste. Seltener genutzte Optionen werden dementsprechend weiter unten plaziert, nicht gebrauchte Funktionen sogar aus dem Menü verbannt.

Trotz der im Vergleich zum Office-95/97-Upgrade zahlreichen Erweiterungen hat Microsoft ein noch vor wenigen Monaten von Bill Gates persönlich als zukunftsträchtig bezeichnetes Feature ausgelassen: Funktionen für die Spracherkennung fehlen ganz. Damit fährt Microsoft eine andere Strategie als etwa der Office-Konkurrent Corel, der das Spracherkennungs-Tool "Naturally Speaking" von Dragon Systems in die demnächst verfügbare Bürosammlung "Wordperfect Suite 8" integriert hat.

Unklar ist bis dato noch, in welchen Varianten Office 2000 angeboten werden soll. Während zwar feststeht, daß die Bürosammlung wie auch in der Vergangenheit als Standard- und Professional-Ausführung ohne beziehungsweise mit der Datenbank Access ausgeliefert wird, soll möglicherweise das Web-Authoring-Werkzeug "Frontpage" Einzug in die Vollversion des Pakets halten. Die Preise der Office-Versionen sind ebenfalls noch unklar. Das Paket wird unter den Betriebssystemen Windows NT, Windows 95 und Windows 98 ablauffähig sein.

FeaturesOffice-2000-Komponenten

Word:-Word 2000 ermöglicht erstmals die Erstellung von Tabellen innerhalb Tabellen.-Neue DTP-Möglichkeiten ê la Quark Xpress oder Pagemaker erlauben es, Text um Grafiken fließen zu lassen.-Neue Textschattierungen bringen mehr Vielfalt in Dokumente.

Excel:-Excel 2000 ermöglicht Anwendern die komfortablere Erstellung und Manipulation von Pivot-Tabellen.-Charts, die auf Pivot-Tabellen basieren, lassen sich automatisch verändern.

Outlook:-Optische Feinheiten wie die Veränderung der Hintergrundfarbe im Outlook-Kalender dient der besseren Übersicht über einzelne Termine und freie Zeiten des Benutzers.