Unternehmenssparte weiter in den roten Zahlen

Microsoft pumpt Millionen in Business-Software

16.07.2004
TORONTO (CW) - Microsoft hat das Geschäft mit Business-Applikationen auf einem Partnerkongress in Toronto als Garanten für Umsatz- und Gewinnwachstum bezeichnet. Bis jetzt ist davon aber nur wenig zu sehen.

Mit gigantischen Geldsummen will Microsoft die Konkurrenz für betriebswirtschaftliche Standardsoftware das Fürchten lehren: 850 Millionen Dollar sollen im gerade angelaufenen Geschäftsjahr 2005 in die Unternehmenseinheit Microsoft Business Solutions (MBS) fließen. Das Ziel ist ehrgeizig: Mehrere Milliarden Dollar Umsatz werden hier mittelfristig erwartet, die Kundenzahl soll rasant steigen. Für das Geschäftsjahr 2005 heißt die Devise: 15300 Neukunden weltweit und Einnahmen in Höhe von 787 Millionen Dollar.

Auf der Partnerkonferenz haben sowohl MBS-Chef Douglas Burgum als auch sein Adjutant Orlando Ayala die Bedeutung von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware für die Zukunft Microsofts herausgestrichen. Nicht weniger als weltweiter Marktführer wolle man in der Sparte Enterprise Resource Planning (ERP) werden. Immerhin ein Segment, das heute mit großem Vorsprung von SAP beherrscht wird und in dem sich Unternehmen wie Oracle und Peoplesoft genauso um Anteile streiten wie zahllose mittelständische und Nischenanbieter.

Obwohl Microsoft bereits Ende 2000 mit dem Aufkauf von Great Plains ins Geschäft mit kommerzieller Standardsoftware einstieg und 2002 mit der Akquisition des dänischen Anbieters und SAP-Kontrahenten Navision nachlegte, ließ die Umsatz- und Gewinnentwicklung bislang zu wünschen übrig.

Eine stringente Produktkonsolidierung lässt auf sich warten. So wollte Microsoft mit dem Projekt "Green" den Bauchwarenladen der hausinternen Produktbausteine von Navision, Great Plains, Axapta und Solomon Software harmonisieren. Herauskommen sollte ein .NET-basierendes ERP-System. Die Markteinführung wird sich - wie bei Microsoft nicht unüblich - jedoch verspäten. Grund unter anderem: Project Green ist auf Funktionen der nächsten Windows-Generation "Longhorn" angewiesen. Longhorn aber entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte, in der offen ist, wann das Betriebssystem schließlich auf den Markt kommen wird.

Heute steht MBS für einen Umsatz von 471 Millionen Dollar in den ersten neun Monaten des am 30. Juni 2004 abgelaufenen Geschäftsjahres. Vor allem aber steht MBS für Verluste, wie Burgum in Toronto einräumen musste. Man habe, so der Manager, Great Plains als profitables Unternehmen gekauft. Navision sei zum Zeitpunkt der Übernahme ein "hoch profitables Unternehmen mit dynamischem Wachstum" gewesen. Hiervon ist Microsofts MBS-Division weit entfernt. Die roten Zahlen hätten sich durch eine erhebliche Erweiterung der Produktpalette und die geografische Expansion für das MBS-Angebot ergeben, erklärte Ayala den für Microsoft ungewohnten Misserfolg. (jm/fn)