Company warnt vor abflachendem Wachstum

Microsoft profitiert vom starken PC-Geschäft

30.07.2004

Wie das Unternehmen bekannt gab, kletterten die Einnahmen im Ende Juni abgelaufenen Schlussquartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 9,29 Milliarden Dollar. Der Nettoprofit stieg um 81 Prozent auf 2,69 Milliarden Dollar oder 25 Cent je Aktie. Vor Sondereffekten, darunter einer Steuergutschrift, erzielte die Gates-Company sogar ein Plus von 28 Cent pro Anteil. Damit entsprach Microsoft seiner eigenen Prognose, verfehlte jedoch die Erwartungen der Finanzexperten an der Wallstreet um einen Cent. Die Umsatzprognose von neun Milliarden Dollar wurde hingegen klar übertroffen.

Der Ausblick für das angebrochene Geschäftsjahr 2004/05 fiel eher mäßig aus: Microsoft hob zwar seine Umsatzerwartung um 600 Millionen auf 38,4 bis 38,8 Milliarden Dollar an, gegenüber den eingenommenen 36,84 Milliarden Dollar im abgelaufenen Jahr würde die Zuwachsrate damit jedoch von 14 auf maximal fünf Prozent schrumpfen. Finanzchef John Connors verwies darauf, dass das vorgelegte Wachstumstempo trotz des solide wachsenden PC-Marktes kaum zu halten sei. Gleichzeitig senkte das Unternehmen seine Gewinnprognose um fast zehn Cent auf 1,05 bis 1,08 Dollar je Aktie. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2003/04 hatte der Softwareriese seinen Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr um 8,4 Prozent von 7,53 Milliarden auf 8,17 Milliarden Dollar verbessert. Der operative Gewinn ging dagegen um rund fünf Prozent auf 9,03 Milliarden Dollar zurück. Schuld daran waren in erster Linie der 2,53 Milliarden Dollar teure Vergleich im Rechtsstreit mit Sun und die Bußgeldzahlung an die EU.

In der neuen Ergebnisprognose hat Microsoft bereits die kürzlich angekündigte Milliardenausschüttung berücksichtigt. Das Unternehmen hatte verlautbart, es werde nun dem Druck von Aktionären und Analysten nachgeben und seine immensen Barreserven reduzieren. Insgesamt sollen in den nächsten vier Jahren rund 75 Milliarden Dollar an die Aktionäre verteilt werden. Dazu beabsichtigt die Gates-Company, eine Sonderausschüttung von drei Dollar je Aktie vorzunehmen und die Dividendenzahlung auf 32 Cent pro Aktie und Jahr zu verdoppeln. Außerdem will Microsoft bis 2008 rund 30 Milliarden Dollar in den Rückkauf eigener Aktien investieren. Zwar wird ein Großteil der geplanten Maßnahmen aus dem laufenden Geschäft finanziert, die für Dezember angekündigte Sonderdividende jedoch halbiert mit 32 Milliarden Dollar Kosten den Kassenbestand von aktuell 60,1 Milliarden Dollar (Stand Ende Juni) auf einen Schlag. Nebeneffekt ist ein Rückgang der Zinserträge, der sich negativ auf das Ergebnis auswirken wird. Diese Nachricht sorgte bei den Anlegern für gemischte Gefühle: Bis Ende vergangener Woche sackte der Kurs der Microsoft-Aktie um knapp einen Dollar auf 28,03 Dollar ab. Viele Aktionäre und Kunden hätten das Geld lieber in künftiges Wachstum investiert gesehen, etwa durch den Ausbau und die Erneuerung der Produktpalette.

Neue Impulse könnte beispielsweise die für Desktop-Betriebssysteme zuständige Erfolgssparte "Client" gebrauchen. Der Geschäftsbereich trug einen um elf Prozent gesteigerten Umsatz von 11,55 Milliarden Dollar zu den Konzerneinnahmen bei. Angetrieben von der starken PC-Nachfrage steigerte die Business Unit zwar ihre OEM-Erlöse um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr, mit dem Auslaufen des Lizenzierungsprogramms "Upgrade Advantage" (UA) sanken aber die Einnahmen mit Geschäftskunden um vier Prozent. Nachdem neue Releases vermutlich erst 2006 auf den Markt kommen, stehen die Chancen für das Nachfolgemodell Software Assurance (SA) vorerst schlecht. Laut Connors werden 30 Prozent der UA-Kunden zu dem neuen Programm wechseln.

Ansonsten sind in Microsofts Jahresbilanz kaum Schwachpunkte auszumachen: Sämtliche sieben Geschäftsbereiche verbuchten ein deutliches Wachstum, allen voran die für Microsofts "Office"-Familie zuständige Sparte "Information Worker" (plus 17 Prozent) und der Geschäftsbereich "Server and Tools" (plus 19 Prozent), die von den gestiegenen PC- und Server-Absätzen profitierten. Positiv entwickelte sich zudem der Online-Dienst MSN, der dank hoher Werbeeinnahmen erstmals einen Jahresgewinn erzielte. Die übrigen drei Divisionen schreiben trotz Fortschritten weiterhin rote Zahlen. Immerhin gelang es der Geschäftssoftware-Sparte Microsoft Business Solutions (MBS), ihren Betriebsverlust um 17 Prozent auf 255 Millionen Dollar zu reduzieren, die Einnahmen stiegen um 18 Prozent auf 667 Millionen Dollar. (mb)

Slate unterm Hammer

Microsoft verhandelt mit einigen Interessenten über den Verkauf seiner Online-Zeitschrift "Slate". Damit das Webzine weiter Bestandteil des Internet-Portals MSN bleibt, strebt die Gates-Company offenbar eine Kooperation an. Eine komplette Abspaltung sei jedoch ebenfalls nicht ausgeschlossen, hieß es. Das 1996 unter der Leitung des in den USA bekannten Journalisten Michael Kinsley gestartete Politik- und Kulturmagazin erreicht monatlich rund fünf Millionen Leser und operiert am Rande der Gewinnzone. Die Einnahmen sollen sich auf etwa fünf bis sechs Millionen Dollar jährlich belaufen.

Abb: Fiskaljahr 2003/04: Alle Umsätze sind gestiegen

Solide Säulen: Mit seinen Windows-Kernprodukten verdiente Microsoft gut. Allerdings drückten Gerichtskosten die Gewinnmarge. Quelle: Microsoft