Microsoft Office soll OpenDocument lernen

08.05.2006
Programmierer im Dunstkreis der quelloffenen Bürosuite OpenOffice.org haben ein Plug-in für Microsoft Office entwickelt, mit dem das Dateiformat OpenDocument unterstützt wird.

Gary Edwards, OOo-Programmierer und gleichzeitig Gründer der OpenDocument Foundation, erklärte dies Ende vergangener Woche bei "Groklaw". Die (noch nicht offiziell erhältliche) Software sei über ein Jahr hinweg entwickelt und abschließend ausführlich getestet worden. Sie unterstütze Microsoft Office ab Version 97 und integriere sich transparent in die Datei-Menüpunkte "Öffnen", "Speichern" sowie "Speichern unter...". "Soweit es Endnutzer und andere Anwendungs-Add-ons angeht, stellt das ODF-Plug-in ODF-Dokumente dar als gehörten sie nativ zu MS Office", so Edwards.

Obwohl OpenDocument speziell im Open-Source-Umfeld und bei erklärten Microsoft-Gegnern sehr populär und seit kurzem auch ISO-Standard ist (siehe "OpenDocument wird ISO-Standard"), hat sich Microsoft entschieden, das quelloffene Austauschformat im kommenden Office 2007 nicht zu unterstützen. Es propagiert stattdessen das hauseigene "Office Open XML" und begründet dies mit der nötigen Abwärtskompatibilität zu seinen älteren Binärformaten, deren Eigenschaften ODF nicht vollständig abbilden könne.

Der RedMonk-Analyst Stephen O'Grady sieht das geplante Plug-in als zweischneidiges Schwert. Einerseits könne die Lösung Produkten Rückenwind verschaffen, die ODF unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel OOo, das darauf basierende "StarOffice" von Sun, IBMs "Workplace" oder "KOffice". Andererseits könne das Plug-in auch dazu führen, dass nun jedermann beim dominierenden Microsoft-Paket bleibe statt auf alternative Lösungen zu setzen.

Profitieren dürfte von der Entwicklung jedenfalls der US-Bundesstaat Massachusetts. Dieser hatte erst Tage zuvor öffentlich per RFI (Requst for Information) ein ODF-Plug-in für Microsoft Office gefordert. Massachusetts hatte sich dafür entschieden, ab 2007 Dokumente nur noch in offenen Formaten zu speichern. Das hatte einen derartigen Presse- und Lobby-Rummel zur Folge, dass CIO Peter Quinn Ende letzten Jahres entnervt hinschmiss (siehe "Massachusetts setzt weiter auf offene Dokumentenstandards"). (tc)