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Antitrust-Prozeß

Microsoft: Neues Video, neue Schrecken

10.02.1999
Von Michael Hufelschulte
Antitrust-Prozeß

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der blamablen Vorstellung von James Allchin am Dienstag vergangener Woche (CW Infonet berichtete) hat Microsoft im laufenden Kartellprozeß mit einem neuen Video erneut eine ausgesprochen schwache Figur gemacht. Als Zeuge der Verteidigung wollte diesmal Cameron Myhrvold, Vice-President der Internet Customer Unit, die Vorteile der engen Verzahnung des Browsers "Internet Explorer" mit dem Betriebssystem Windows demonstrieren. Dazu ließ er ein Video einspielen, in dem einmal unter Windows 98 (mit Explorer) und einmal unter Windows 3.1 eine Internet-Verbindung aufgebaut wurde. Unter Windows 98 dauerte dies nur fünf, unter dem älteren 3.1 geschlagene 17 Minuten (der Browser mußte zunächst installiert werden).

Chefankläger David Boies nahm den Zeugen anschließend förmlich auseinander. Zunächst wies er darauf hin, daß ein legitimer Vergleich eigentlich nur mit zwei Versionen von Windows 95, einmal mit Browser (= Windows 98) und einmal ohne, möglich sei. Dann folgte der wirklich peinliche Teil: Boies machte darauf aufmerksam, daß das Modem des Windows-98-Testrechners offenbar deutlich schneller arbeite als das andere. Myhrvold sah sich leider außerstande, Auskunft darüber zu geben, ob identische oder zumindest gleich schnelle Modems verwendet wurden. "Ich glaube, es waren beides 28.8er Modems, aber ich bin nicht sicher", druckste der Manager herum. In der Tat mußte Bill Neukom, Chef von Microsofts Rechtsabteilung, anschließend einräumen, daß der Windows-98-Rechner mit einem schnelleren 33.6Kbit/s-Modem ausgestattet war.