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Microsoft muss wieder Suns Original-Java verbreiten

27.12.2002
Der US-Richter Frederick Motz hat Suns Antrag auf eine einstweilige Verfügung stattgegeben, gemäß der Microsoft wieder eine "echte" Java Virtual Machine mit Windows und IE verteilen muss.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems hat am vergangenen Montag in seinem Java-Rechtsstreit gegen Microsoft einen wichtigen Erfolg erzielt. Der für diese und weitere noch gegen den Redmonder Konzern anhängige Klagen zuständige Bezirksrichter Frederick Motz aus Baltimore gab einem Antrag von Sun auf eine einstweilige Verfügung - die allerdings erst noch veröffentlicht werden muss - statt. Dieser auferlegt es Microsoft, jede ausgelieferte Kopie von Windows und Internet Explorer wieder mit einer von Sun autorisierten Java Virtual Machine (JVM) auszuliefern. Andernfalls könne Suns Programmierumgebung nicht fair mit Microsofts .Net konkurrieren, befand Motz in seiner 42-seitigen Begründung.

Wie genau die geplante Verfügung umgesetzt werden soll, die dann binnen 90 Tagen in Kraft tritt, sollen Anwälte beider Seiten in Anhörungen mit dem Richter im Laufe der kommenden zwei Wochen klären. Sun zeigte sich erwartungsgemäß hoch erfreut über Motzens Spruch und bezeichnete diesen als "wichtigen Sieg für die Verbraucher" und für die Java-Entwickler, die nun wieder sicher sein könnten, dass ihre Anwendungen auch auf Windows-Rechnern korrekt arbeiteten. Microsoft hat nach erster Durchsicht der Begründung bereits angekündigt, es werde dagegen Berufung einlegen.

Der eigentliche Kartellprozess um Java hat indes noch gar nicht begonnen. Sun-Justiziar Lee Patch erwartet eine Aufnahme des Verfahrens im kommenden Jahr und mindestens zwei Jahre Dauer. Sun hatte seine Klage im März dieses Jahres angestrengt und wirft Microsoft vor, es habe sein Monopol im Betriebssystem-Markt missbraucht, um die Verbreitung von Java auszubremsen. Der Java-Gralshüter ist daran allerdings nicht ganz unschulding, denn er hatte in einem früheren Prozess im Zuge einer außergerichtlichen Einigung selbst erzwungen, dass Microsoft nur noch eine selbst entwickelte, aber auf dem Stand von Java 1.1 - aktuell ist 1.4 - eingefrorene virtuelle Maschine verbreiten durfte. Seinerzeit lautete der Vorwurf von Sun, Microsoft untergrabe durch speziell für Windows getunte Java-Versionen das zentrale Prinzip der Plattformunabhängigkeit.

Im aufgrund der Weihnachtsfeiertage verkürzten Handel an der Nasdaq stieg der Aktienkurs von Sun am Dienstag um 5,7 Prozent auf 3,13 Dollar; Microsofts Papier gab hingegen um 18 Cent auf 53,82 Dollar nach. (tc)