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Microsoft muss sich den Fragen der EU stellen

12.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vom 12. bis 14. November 2003 wird die Europäische Kommission (EC) in Brüssel Microsoft und seine Anwälte sowie die Gegner des Softwarehauses in einem nicht-öffentlichen Verfahren zu den Wettbewerbsgebaren des Unternehmens befragen. Das Verfahren in Europa dauert ähnlich wie das in den USA schon Jahre lang. Offensichtlich will sich die EC keine Form- und Sachfehler leisten bei der Beantwortung der Frage, ob Microsoft in juristisch nicht statthafter Weise seine Vorherrschaft im PC-Betriebssystemmarktsegment nutzte, um sich auch auf anderen Feldern eine dominierende Stellung aufzubauen. Deshalb hat sie über den langen Zeitraum Material gesammelt und gesichtet, um nun eine Entscheidung treffen zu können.

Diesseits wie jenseits des Atlantiks soll die Frage geklärt werden, ob Microsoft sein Marktmonopol bei PC-Betriebssystemen dazu genutzt hat, um seine Softwarelösungen für Internet-Browser oder andere Applikationen zur Nutzung von Computer-Komponenten wie etwa Medien-Abspielsoftware am Markt durchzudrücken. Die EC prüft hierbei insbesondere solche Software wie Microsofts Media Player für Windows. RealNetworks hatte mit seiner Lösung so lange eine starke Stellung am Markt, bis Microsoft seinen Media Player in Windows integrierte. Nach dem gleichen Schema war die Gates-Company seinerzeit mit ihrem Internet-Browser Explorer verfahren und hatte mit dieser Strategie Netscape von der Marktführerschaft in die Bedeutungslosigkeit geführt.

Die EC überlegt deshalb auch als ein "Heilmittel", Microsoft zu zwingen, den Media Player aus Windows zu entfernen. Außerdem soll Microsoft der Konkurrenz im PC-Server-Geschäft mehr Informationen darüber geben, wie diese ihre Office-Produkte besser in Windows integrieren können.

Eine Entscheidung wird es in dem europäischen Verfahren allerdings erst im Frühjahr 2004 geben - es sei denn, die EC kann schon vorher mit Microsoft eine Übereinkunft erzielen. Danach sieht es aber nicht unbedingt aus: In einer Stellungnahme des Unternehmens zu dem Verfahren der Europäischen Kommission sagte Microsoft, man habe "umfangreiche Belege dafür, dass die Verbraucher heute im Bereich der Server-Betriebssysteme und digitalen Medien über eine beträchtliche Auswahl verfügen". Demnach habe das "Verhalten von Microsoft in keiner Weise die Möglichkeiten von Wettbewerbern eingeschränkt, die Interoperabilität ihrer Produkte mit dem Windows-Server-Betriebssystem zu realisieren". Microsofts Verhalten sei "förderlich für den Wettbewerb" gewesen und habe so Produkte erst ermöglicht, "die europäischen Verbrauchern große Vorteile bieten".

Man darf gespannt sein, ob sich die EC dieser Ansicht in der dreitägigen Veranstaltung anschließen wird. (jm)