Microsoft: Monopol gegen Open Source

08.02.2006
Von Wolfgang Sommergut 
Microsoft feiert bereits Windows Vista, das fünf Jahre nach XP auf den Markt kommt. Die Kunden dürfte es nicht in eine ähnliche Euphorie versetzen wie seinerzeit Windows 95.
Microsoft feiert bereits Windows Vista, das fünf Jahre nach XP auf den Markt kommt. Die Kunden dürfte es nicht in eine ähnliche Euphorie versetzen wie seinerzeit Windows 95.

Bereits in den 90er Jahren machten die Analysten von Bloor Research die Zukunft von Microsoft davon abhängig, ob die Company in der Lage sein würde, den Schwerpunkt ihres Geschäfts vom Client auf das Server-Business zu verlagern. In der Studie "The Enterprise by other Means" sagten sie eine Rezentralisierung der Unternehmens-IT vorher, die maßgeblich durch die Architektur von Web-Anwendungen verursacht werde. Seit damals ist es Microsoft gelungen, ein veritables Geschäft mit Server-Software aufzubauen, dessen Umsätze Jahr für Jahr um zweistellige Prozentzahlen zunahm und das für fast 30 Prozent der Gesamteinnahmen verantwortlich ist. Aus den ehemaligen "Backoffice"-Servern erwuchs das "Windows Server System", das mit rund 15 Produkten ein breites Spektrum von System-Management, Security über Enterprise Application Integration (EAI) und Datenbank bis hin zu Messaging und Collaboration abdeckt.

Integration als Trumpf

Ein wesentliches Merkmal dieser Produkte ist, dass sie ausschließlich auf dem hauseigenen Server-Betriebssystem laufen. Microsoft begründet diese Politik mit seinem Vorhaben, eine möglichst eng integrierte Softwareplattform zu schaffen, bei der alle Komponenten die reichhaltige Infrastruktur des Windows Server nutzen. Gleichzeitig bemüht sich das Unternehmen, die Updates der Produkte so zu synchronisieren, dass diese untereinander möglichst konfliktfrei koexistieren können. Insgesamt soll eine produktübergreifend konsistente Installation, Administration und Bedienerführung die Unterhaltskosten so gering halten, dass Microsoft bei den Total Cost of Ownership gegenüber freier Software die Nase vorne hat. Regelmäßig von Redmond publizierte Studien wollen diesen Vorteil belegen. Hinzu kommt aus Entwicklersicht, dass mit Visual Studio ein Werkzeugkasten zur Verfügung steht, mit dessen Hilfe sich alle Bausteine der Microsoft-Plattform programmieren lassen.

Bei allem Ehrgeiz, eine möglichst konsistente Softwareplattform zu schaffen, schenkte Redmond der Interoperabilität mit Systemen anderer Hersteller lange Zeit relativ wenig Aufmerksamkeit. Mit Web-Service-Standards soll diese Lücke im Angebot geschlossen werden. Redmond ist eine treibende Kraft hinter den einschlägigen Standards. Trotzdem bestechen die Vorzüge der aufeinander abgestimmten Produkte vor allen in einer reinen Microsoft-Welt, in heterogenen Umgebungen verlieren sie ihren Glanz. Gegen die starke Abhängigkeit der Microsoft-Produkte untereinander wird häufig auch ein anderer Einwand vorgebracht: Selbst für eine überschaubare Lösung zieht der Kauf einer Software den Einsatz einer ganzen Kette anderer Microsoft-Tools nach sich. Neben dem unvermeidlichen Windows zählen dazu meist das Active Directory, der SQL Server, der Internet Explorer oder Office.