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Nur ab Vista

Microsoft meldet sich mit IE9 zurück in der Browser-Elite

16.09.2010
Microsoft heizt den Wettbewerb bei Web-Browsern mit einer generalüberholten Version seines Internet Explorer an.

Seit Donnerstag kann eine Testversion heruntergeladen werden. In ersten Eindrücken sehen Experten den Windows-Riesen mit Vorteilen gegenüber der Konkurrenz. Der IE9 könne zum Beispiel als erster Browser direkt auf die Grafikkarte des Computers zugreifen, um Video fließender anzuzeigen. Die Rivalen Firefox und Chrome von Google sollen in den kommenden Monaten allerdings ebenfalls erneuert werden.

Microsoft-Manager Dean Hachamovitch präsentiert die Beta des neuen Microsoft-Browsers (Foto: Microsoft)
Microsoft-Manager Dean Hachamovitch präsentiert die Beta des neuen Microsoft-Browsers (Foto: Microsoft)

Die Hardwarebeschleunigung des IE9 nutzt übrigens die Microsoft-API Direct2D - und die gibt es erst seit Windows Vista (aufgrund des darin grundlegend geänderten Treibermodells). Das heißt auch: Man kann den Internet Explorer 9 nicht auf Windows XP nutzen.

Aktuelle Versionen des Internet Explorer halten weltweit einen Marktanteil knapp über 60 Prozent - in den 90er Jahren war Microsoft nach dem berüchtigten "Browser-Krieg" mit Netscape der dominierende Anbieter. Stärkster Konkurrent ist der offene Browser Firefox, der bei gut einem Fünftel der Nutzer läuft. Aber auch Chrome von Google und Safari von Apple haben inzwischen Gewicht. Dazu kommen kleinere innovative Player wie Opera.

Die Browser sind zwar allesamt kostenlos, mit der breiten Internet-Nutzung sind sie aber als Zugangstor zum Web zu einer zentralen Anwendung auf dem Computer geworden. Google will Chrome sogar zu einem schlanken und schnellen Computer-Betriebssystem ("Chrome OS") ausbauen. Für Microsoft ist es auch wichtig, mit dem Internet Explorer zu demonstrieren, dass der Konzern kein "Windows- Dinosaurier" ist, sondern den Anschluss bei modernen Web-Trends nicht verloren hat.

Bei dem heutigen Browser-Wettstreit geht es darum, wer Inhalte aus dem Netz - auch Video, Bilder, Karten - fließender und stabiler darstellt. Das ist nicht so einfach. Zum Beispiel kann die Mischung aus verschiedenen Formate und Programmiersprachen zu Abstürzen führen oder Einfalltore für Schadsoftware öffnen. Aktuell geht der Trend dazu, nach Möglichkeit auf Zusatzsoftware (Plug-ins) wie etwa Adobe Flash zu verzichten und zum Beispiel Online-Videos direkt im Browser abzuspielen. Das soll der neue Web-Standard HTML5 ermöglichen, auf den auch der IE9 ausgerichtet ist.

Microsoft sei mit dem Internet Explorer 9 wieder "zurück im Spiel", urteilte etwa der renommierte Online-Fachdienst "Ars Technica". Microsoft- Manager betonten, es gehe letztlich darum, den Browser für den Nutzer "unsichtbar" zu machen. "Wir bieten nur die Bühne, auf der die Inhalte im Rampenlicht stehen", versuchte sich der zuständige Manager Ryan Gavin an einem Vergleich. Mit dem Zugriff auf die Grafik-Ressourcen könnten Videos und aufwendige Grafiken aus dem Web so störungs- und ruckelfrei dargestellt werden, als würden sie sich auf dem PC befinden, verspricht Microsoft. "Zuvor sind wir alle mit angezogener Handbremse gefahren", sagte Microsoft-Managerin Dorothee Ritz.

Die Testversion des IE9 geht in Deutsch und 24 weiteren Sprachen an den Start. Zu den ersten Partnern, die ihren Webauftritt auf den neuen Browser angepasst haben, zählen unter anderem die VZ-Netzwerke, der Verlag IDG und T-Online. (dpa/tc)