Anläßlich der Seybold 96

Microsoft-Manager übt Kritik an Internet-Inhalten

20.09.1996

Die Experten, die sich der Podiumsdiskussion zum Thema Internet-Zukunft gestellt hatten, waren sich einig: Die Netzstruktur des World Wide Web wird seiner Popularität über kurz oder lang Tribut zollen müssen. Unterschiedliche Meinungen gab es jedoch darüber, ob es sinnvoll ist, dieses Manko zu beheben, oder ob man nicht alles beim Alten belassen sollte.

"Wir haben bislang eigentlich gar keinen Willen gezeigt, dieses Problem zu lösen", konstatierte Norton. "Zwar steigt die Menge der Leute, die neu hinzukommen, derzeit schneller als die Anzahl derer, die sich gelangweilt abwenden." Andererseits sei die Netzüberlastung keineswegs der Faktor, der die kommerzielle Zukunft des World Wide Web (WWW) am meisten in Frage stelle.

Als Fehlschlag bezeichnete Norton vielmehr die Art der übermittelten Inhalte. Für den Microsoft-Manager stellen sich die Web-Seiten "statisch" und "zügellos" dar. "Das Web ist schon von vielen Leuten aufgegeben worden, die keine Zeit zu verschwenden haben", lautet sein Fazit.

In dieselbe Kerbe schlug Mark Stahlman, President von New Media Associates. Er kritisierte die Bemühungen, das Internet in ein TV- ähnliches Unterhaltungsmedium der nächsten Generation zu verwandeln. Dieser Versuch sei zum Scheitern verurteilt - "nicht wegen der Technologie, sondern deshalb, weil die Leute das nicht wollen".

Eine optimistische Gegenposition vertrat John Gage, Wissenschaftsdirektor bei Sun Microsystems. Seiner Prognose zufolge werden die Begrenzungen, denen die Infrastruktur des Internet bislang unterliegt, demnächst überwunden sein. Der Grund dafür liege unter anderem in den Auswirkungen, die das Internet auf die Vertriebsökonomie habe - vor allem auf die Art und Weise, wie die Leute ihr Geld bewegen.