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Microsoft: Linux überholt Windows 98

04.06.1999
Neues aus dem Antitrust-Prozeß

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Für Erheiterung im Gerichtssaal sorgte Microsoft-Anwalt Michael Lacovara: Er präsentierte ein aktuelles internes Memo der Gates-Company als Beweisstück im wieder aufgenommenen Kartellprozeß gegen den Softwareriesen. Demnach verkauft Linux sich in etlichen Computer-Ladenketten besser als Windows 98. Franklin Fisher, Ökonom am Bostoner MIT (Massachusetts Institute of Technology) und Zeuge der Anklage, schmetterte diesen erneuten Versuch, Linux als Bedrohung für Windows hinzustellen, locker ab. Während Windows automatisch mit fast allen PCs ausgeliefert werde, müßten sich Linux-Fans ihr Betriebssystem der Wahl separat kaufen. Bereits Anfang Januar hatte Fisher-Schüler Richard Schmalensee im Auftrag von Microsoft Linux eine Zuwachsrate von 960 Prozent per annum bescheinigt.

Mehr Erfolg hatte der Microsoft-Anwalt mit seinen Beweismitteln zum Thema Browser: Laut einer als Beweis vorgelegten Studie von Goldman Sachs waren Netscape-Browser Ende 1998 auf 22 Prozent aller im Einzelhandel verkauften Computern installiert. Beim Download über das Internet kamen "Navigator" und "Communicator" sogar auf einen Marktanteil von 24 Prozent. Nach Auffassung von Lacovara hat Microsoft dem Konkurrenten mit seinem "Internet Explorer" keineswegs komplett das Wasser abgegraben. Fisher räumte im Kreuzverhör ein, eine entsprechende Aussage des ehemaligen Netscape-Chefs James Barksdale sei "übertrieben" gewesen.