Microsoft liefert Bausteine für SOA

19.12.2006
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Karin Sondermann verfügt über 20 Jahre Erfahrung in leitenden Positionen bei führenden internationalen Software Herstellern wie Microsoft, PeopleSoft, SAP und Nemetschek. Heute unterstützt sie als freiberuflicher Analyst und Senior Advisor Softwareanbieter in der Markteinführung skalierbarer Cloud-Geschäftsmodelle sowie Anwenderunternehmen im Projekt-Management ihrer hybriden Business- und IT-Strategie. Als Principal Analyst bei der Techconsult GmbH berät sie in Bereichen wie Social Business Collaboration, Mobile Computing, Analytics und Cloud Computing. Darüber hinaus ist sie Mitglied der Expertenjury von "Best in Cloud" und engagiert sich beim Bitkom in Arbeitskreisen zu Cloud Computing und BPM/SOA.
Mit SOA scheint das Patentrezept zu flexibleren Geschäftsprozessen und einer modularen IT vorzuliegen. Die Umsetzung jedoch erfordert Augenmaß und eine durchgängig servicefähige Technologieplattform.

Der Nutzen von SOA liegt aus der rein strategisch-abstrakten Betrachtungsweise auf der Hand: Unterschiedlichste IT-Systeme im Unternehmen, bei Partnern sowie Kunden werden zueinander kompatibel und ermöglichen so flexiblere Geschäftsprozesse. So viel zur Theorie. Wenn es an die Einlösung dieses Versprechens geht, stehen dann aber einige konkrete Fragen im Vordergrund: Wie sieht der geschäftliche Nutzen aus, wie passt SOA in die bestehende IT-Infrastruktur, welche Vorteile haben IT-Organisation und Endanwender und vor allem welche technischen Bausteine und welcher Weg sind für das jeweilige Szenario nützlich oder notwendig?

Früh auf den Zug aufgesprungen

Als Anbieter einer ganzheitlichen Technologieplattform hat Microsoft schon früh an Konzepten für eine plattformneutrale, serviceorientierte IT-Infrastruktur gearbeitet und unterstützt dieses Paradigma mittlerweile mit der gesamten Produktpalette. SOA-Fähigkeit beginnt bereits auf der unteren Ebene bei den Entwicklungswerkzeugen in Visual Studio, umfasst auf der nächsthöheren Stufe Server-Produkte wie SQL Server, BizTalk Server und Office SharePoint Server und endet am oberen Ende des Stacks bei den Client-Systemen und Anwendungen, die von Web- und Smart-Client bis hin zu neuen Office-Business-Applikationen (OBA) reichen.

Die Geschichte der plattformneutralen Servicetechnologien aus dem Hause Microsoft begann bereits 1999. Damals stellte der Softwarehersteller mit dem Web-Service-Modell eine Anwendungsarchitektur auf Basis von XML-Protokollen vor, die anschließend in den gemeinsam mit IBM initiierten, industrieweit unterstützten Web-Service-Interoperability-Standadards (WS-I) mündeten. 2001 folgte mit dem .NET Framework 1.0 eine erste technische Implementierung, die auf der Windows-Plattform die Entwicklung Web-Service-fähiger Anwendungen ermöglichte.

Am Anfang: Web-Service-Entwicklung

Im Herbst 2006 hat Microsoft die Version 3.0 des .NET Framework vorgestellt und damit explizit die Serviceentwicklung in den Vordergrund gestellt. Die neu hinzugekommenen Komponenten verbessern die Kommunikation zwischen verteilten Anwendungen, erleichtern die Modellierung von Geschäftsprozessen, ermöglichen nun Identitäts-Management und steigern den Bedienkomfort aus Sicht der Anwender. Es handelt sich dabei unter anderem um folgende Erweiterungen:

l Windows Communication Foundation (WCF): Microsofts Web-Service-Technologie der nächsten Generation erleichtert die Entwicklung von vernetzten Anwendungen und Modulen, indem sie dem Entwickler einige grundlegende Aufgaben abnimmt. So reichen beispielweise ein paar Zeilen Code zum Erzeugen von Service-Adaptern, für die bisher üblicherweise umfangreiche Programmierroutinen erforderlich waren. Während WCF also bildlich gesprochen die Verkabelung übernimmt, kann sich der Entwickler stärker mit dem Aufbau der Geschäftslogik befassen.

l Windows Workflow Foundation (WF) implantiert Workflow-Fähigkeiten in Windows-Anwendungen. WF besteht aus Programmier- plus Laufzeitumgebung und ermöglicht so den Aufbau von Arbeitsabläufen, die sich entweder nur zwischen Anwendungen, nur zwischen Benutzern oder von Benutzer zu Anwendungen abspielen.

Integrieren und orchestrieren

Geschäftlicher Erfolg hängt heute maßgeblich von lückenlosen, optimierten Prozessen ab. Microsoft stellt eine Reihe von Werkzeugen bereit, die dabei helfen, Geschäftsprozesse zu entwerfen, zu managen, zu automatisieren und zu optimieren. Zwei Schlüsselprodukte für heterogene End-to-End-Geschäftsszenarien bilden BizTalk Server und Office SharePoint Server in Kombination.

l BizTalk Server knüpft die Bande zwischen Geschäftspartnern und Abteilungen, indem er beliebige Anwendungen und Datenquellen zusammenführt. Der Integrationsserver agiert als Sammelpunkt für bestehende Web-Services - er moderiert den Fluss und die Interaktion einzelner Services und bündelt diese zu einer größeren Kompositionsanwendung (Orchestrierung). Aufgrund seiner XML-basierenden Kommunikationsmechanismen "spricht" BizTalk mit allen vorhandenen Systemen und integriert darüber hinaus auch nicht-Web-Service-fähige Legacy-Anwendungen.

l Office SharePoint Server bindet Mitarbeiter in Geschäftsprozesse ein und stellt Funktionen wie Ad-hoc-Workflows, Dokumenten-Management und Portal-Oberflächen zur Verfügung. SharePoint-Funktionen lassen sich auch als Module in Office-Anwendungen einbinden oder über den Webbrowser abrufen. Der SharePoint Server hilft auch bei der Beseitigung manueller Informationsprozesse, indem beispielsweise elektronische Formulare in Branchenanwendungen integriert werden.

Eine serviceorientierte Infrastruktur ist die eine, technische Seite der Medaille. Auf der anderen Seite dieser Medaille steht der Anwender, denn zu jedem Geschäftsprozess gehören auch Menschen. Entscheidend sind hier funktionale, komfortable Anwendungsoberflächen, denn bekanntlich entscheiden Bedienkomfort und Usability nicht selten über Erfolg oder Misserfolg einer Bussiness-Applikation. Microsoft liefert hierzu vielfältige Techniken wie Browser-Front-Ends, den klassischen Windows-Rich-Client oder Smart-Clients auf .NET-Basis.

Am Client: Web-Services konsumieren

Windows Vista enthält neben den .NET-3.0-Komponenten wie WCF und WF auch das Grafik-Framework Windows Presentation Foundation (WPF). Es erleichtert Entwicklern die Arbeit beim Aufbau interaktiver, Multimedia-Business-Anwendungen.

Eine ganz neue Generation von Geschäftsanwendungen verspricht das Microsoft 2007 Office System. Bekannte Office-Anwendungen wie Word oder Excel bestehen nun aus modifizierbaren Modulen und lassen sich so zu individuellen Oberflächen für Geschäftsanwendungen erweitern - zu Office Business Applications (OBA). OBA Services setzen sich zusammen aus Workflow, Suche sowie dem Business Data Catalog und aggregieren so Dienste und Daten aus unterschiedlichsten Backend-Systemen im Unternehmen in einer vertrauten Benutzeroberfläche (siehe Bild).

Um eine SOA-Infrastruktur und dynamische Applikationen sicher und zuverlässig zu betreiben, kommt auch noch ein umfassendes System- und Service-Management ins Spiel. Microsoft setzt hier auf einen dreistufigen Ansatz. So verfolgt die Dynamic Systems Initiative (DSI) ein Konzept von sich selbst managenden Anwendungen, die bereits während der Entwicklung anhand realistischer Server- und Rechenzentrums-Simulationen auf Betriebssicherheit und Wartbarkeit getestet werden können. Mit System Center bietet Microsoft eine End-to-End-Service-Management-Lösung an, die in einer Konsole den Blick auf die gesamte IT-Anwendungsumgebung liefert. Microsoft Operations Framework schließlich bietet ein auf den ITIL-Standards beruhende Service-Management, das die Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Managebarkeit von geschäftskritischen Systemen und Rechzenzentren überwacht.

Microsoft bietet Optimierungsmodell

Wenn auch Sie in Ihrem Unternehmen SOA als strategischen Weg wählen, sollten Sie den Fortschritt beim Aufbau ihrer Infrastruktur messen und bewerten. Microsoft bietet Ihnen dazu das Application-Platform-Infrastructure-Optimization (APIO) Modell. APIO identifiziert ein Basis-Set an Lösungsmöglichkeiten als Ausgangspunkt einer Anwendungplattform. Auch Sie können das Modell nutzen: Wenden Sie sich an Microsoft oder einen Microsoft-Partner und entwickeln Sie Ihren individuellen SOA-Entwicklungsplan, um mit Services den maximalen geschäftlichen Nutzen zu erzielen.

Karin Sondermann ist Business Development Manager Platform Value bei der Microsoft Deutschland GmbH, Developer Platform & Strategy Group.