Anwender fordern Stabilität

Microsoft legt sich mit NT 4.0 ein Kuckucksei ins Win-95-Nest

31.05.1996

Lediglich 18,8 Millionen Kopien von Windows 95 konnte Microsoft nach einer Erhebung des kalifornischen Marktforschungsinsituts Dataquest aus San Jose bis Ende letzten Jahres verkaufen. Die Mehrzahl der weltweit etwa 200 Millionen Windows-3.x-Anwender bleibt bisher dem 16-Bit-Betriebssystem treu und wartet auf Windows NT Workstation 4.0: "Die Windows-95-Oberfläche mag ja recht hübsch sein, aber was wir brauchen, sind die für den Einsatz im Unternehmen konzipierten Funktionen von NT", begründet Scott Rackliffe, Vice-President bei der Farm Credit Financial Partners Inc., Agawam, Massachusetts, seine Skepsis.

Auch das Analystenteam Dataquest ist offensichtlich davon überzeugt, daß Windows NT dem kleineren Bruder das Wasser abgraben wird: Für 1997 rechnet das Marktforschungsinstitut mit Einnahmen in Höhe von 25 Millionen Dollar durch den Verkauf der Workstation-Version von NT. Vor allem die mit dem Betriebssystem versprochenen Security-Features wie etwa die Fehlertoleranz lockten die Benutzer. Während bereits eine einzige Applikation Windows 95 zum Absturz bringen könne, "bietet NT Workstation Usern ein Sicherheitsnetz, um die Stabilität der Rechner zu gewährleisten", argumentiert Rob Enderle, Analyst der Giga Information Group, Santa Clara, Kalifornien. Dennoch dürften auch mit Windows NT bestimmte Probleme nicht auf sich warten lassen. So seien nicht alle 16-Bit-Applikationen unter NT einsetzbar. Darüber hinaus müßten migrationswillige NT-Fans mit höheren Kosten für unterschiedliche Hardware-Upgrades kalkulieren, als Umsteiger auf Windows 95.