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Microsoft lässt Streit mit EU-Kommission eskalieren

03.03.2006
Die EU-Kommission soll angeblich mit den Wettbewerbern Microsofts gemeinsame Sache machen.

Microsoft wirft den EU-Wettbewerbsbehörden vor, sich im Vorgehen gegen Microsoft von großen Konkurrenten wie IBM und Oracle beeinflussen zu lassen (siehe: Microsoft verschärft den Ton gegenüber der EU). Außerdem hätten die EU-Vertreter dem Softwarehaus wichtige Dokumente viel zu spät zugestellt. Das Softwarehaus zeigte sich ferner verärgert darüber, dass der unabhängige Sachverständige Neil Barrett mehrfach mit Microsoft-Konkurrenten zusammengetroffen sei. Aufgabe des Gutachters ist es zu beurteilen, ob Microsoft auf die Forderungen der EU-Kommission in angemessener Weise reagiert.

Microsoft sei über die Treffen Barretts mit der Konkurrenz nicht informiert gewesen. Auch habe das Unternehmen kaum Gelegenheit bekommen, selbst mit dem unabhängigen Sachverständigen in Kontakt zu treten. Mit Wettbewerbern des Softwarehauses unterhalte sich der Gutachter aber sehr wohl.

Die Kommission hatte Microsoft vor zwei Jahren zu einer Strafe von 497 Millionen Euro und zur Öffnung des Betriebssystems Windows verurteilt. Letzteres sollte dazu dienen, dass der Wettbewerb zu vergleichbaren Bedingungen alternative Produkte zu Microsoft-Anwendungen bereitstellen kann. Um diese Öffnung gibt es jedoch immer noch Streit. EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes drohte dem Konzern im Dezember letzten Jahres mit täglichen Zwangsgeldern von 2,4 Millionen Dollar, falls er die Informationen zu Schnittstellen und technischen Details nicht liefert.

Microsoft hatte daraufhin im Januar den Windows-Quellcode für Server offen gelegt. Die Kommission hatte jedoch verlangt, Microsoft solle eine Art Roadmap vorlegen, anhand derer Konkurrenten Anwendungssoftware für die Windows-Welt schreiben können. Die Microsoft-Dokumentation selbst sei zu kompliziert. Zu diesem Urteil kam auch Gutachter Barrett, der nach Meinung von Microsoft von der Konkurrenz, insbesondere von IBM und Oracle, beeinflusst worden ist.

Unterdessen hat Wettbewerbskommissarin Kroes noch einmal deutlich gemacht, dass sie ihren harten Kurs gegen Microsoft beibehalten wird. "Wenn beide Seiten weiter wie bisher ihre Linien verfolgen, wird es Strafen geben - und es werden keine kleinen Strafen sein", sagte Kroes gestern auf einer Konferenz in den Niederlanden. Das Softwarehaus habe aber weiter die Chance, seine Position bei einer mündlichen Anhörung vor der Wettbewerbskommission am 30. und 31. März zu verteidigen. (Siehe auch: "Ist Microsoft geläutert?") (hv)