125 Millionen Dollar für Inprise

Microsoft ködert Erzrivalen mit kräftiger Finanzspritze

11.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Inprise und Microsoft haben das Kriegsbeil begraben. Der Softwareriese aus Redmond, Washington, beteiligt sich zu zehn Prozent an der in Scotts Valley, Kalifornien, ansässigen Softwareschmiede. Zudem investiert er 100 Millionen Dollar in Nutzungsrechte für patentierte Inprise-Technologie.

Als Inprise noch Borland hieß, lieferte sich das kalifornische Software-Unternehmen so manches Scharmützel mit dem großen Konkurrenten. Nach Expertenansicht waren die Datenbank-, Entwicklungs- und Applikationswerkzeuge von Borland den vergleichbaren Microsoft-Tools stets überlegen, doch das reicht bekanntermaßen nicht, um einem Unternehmen Marktanteile zu sichern.

So geriet Borland zu Beginn dieses Jahrzehnts in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Eine strategische Kehrtwendung sowie Umstrukturierungen und ein neuer Firmenname sollten die Wende bringen. Doch das erste Quartal des laufenden Jahres wurde wieder mit Verlust abgeschlossen. Den Einnahmen von 43,5 Millionen Dollar standen Ausgaben in anderthalbfacher Höhe gegenüber, so daß unter dem Strich 25 Millionen Dollar Miese blieben.

Um die Kasse aufzufüllen, räumt Inprise jetzt dem ehemaligen Erzrivalen eine zehnprozentige Beteiligung am Unternehmenskapital ein. Dafür kassiert er mindestens 25 Millionen Dollar. Weitere 100 Millionen spendiert Microsoft für das Recht, öffentlich nicht näher bezeichnete Inprise-Technology in eigenen Produkten verwenden zu dürfen.

Patentrechtliche Ausseinandersetzungen gibt es zwischen den beiden Unternehmen derzeit nicht, so Inprise-CEO Dale Fuller gegenüber dem "Wall Street Journal". Allerdings halte Inprise beinahe 100 Patente, die sich zum Teil auf noch nicht veröffentlichte Produktneuerungen bezögen. Der Deal mit Microsoft kommt überraschend für alle Insider, die ein ähnliches Abkommen mit Sun Microsystems erwartet hatten.