Web

Microsoft kämpft um München

04.04.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Dass er Linux als Bedrohung für die eigene Markposition sieht, hatte Microsoft-Chef Steve Ballmer ja bereits zugegeben. Dass er nun seinen Urlaub unterbrach, um mit dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude zu verhandeln, verdeutlicht den Ernst der Lage aus Sicht des Softwareriesen. Um die Stadt München von einem Wechsel ins Open-Source-Lager abzuhalten, ist Ballmer offensichtlich zu beträchtlichen Zugeständnissen bereit, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ).

Schon vor einem Jahr hatte sich Ude über die "ganz erheblichen Kostensteigerungen für Software von Microsoft" beschwert. Damals beschloss der zuständige Stadtratsausschuss eine breit angelegte Studie über Alternativen, an der auch zahlreiche andere Behörden Interesse anmeldeten (Computerwoche berichtete). Diese Studie liegt nun vor. Sie kommt laut SZ zu dem Ergebnis, dass eine Linux-Lösung mit Open-Source-Office-Programmen einer Migration auf neue Microsoft-Anwendungen vorzuziehen wäre. Eine reine Microsoft-Lösung ist demnach nur die viertbeste.

Grund genug für Ballmer, aus dem Skiurlaub in der Schweiz einen Abstecher in die Isarmetropole zu machen. Schließlich steht für ihn zu befürchten, dass die drohende Abkehr der Münchner von Microsoft Nachahmer findet. Bislang hatte die Initiative jedoch nur aufschiebende Wirkung: nach der gestrigen Debatte im Stadtrat wurde der Verwaltungsbeschluss zum Thema auf Ende Mai verschoben. In der Zwischenzeit will Microsoft bei seinem Angebot nachbessern. (uk)