Brückenschlag zwischen MS-DOS- und Unix-Betriebssystemwelten geplant:

Microsoft investiert in Xenix-Partner

24.02.1989

BELLEVUE/SANTA CRUZ (lDG) - Aus der Partnerschaft zwischen der MS-DOS-Company Microsoft Corp. (MS) und dem kalifornischen Softwareunternehmen Santa Cruz Operation Inc. (SCO) wird eine Verflechtung. MS steigt mit etwa 20 Prozent des Kapitals bei der SCO ein, die Microsofts Unix-Derivat Xenix vermarktet.

Was mancher in der Branche irrtümlich schon bisher angenommen hatte ist jetzt Realität geworden. Microsoft hat sich als Minderheitsgesellschafter bei der Santa Cruz Operation eingekauft, dem mengenmäßig führenden Anbieter eines Unix-Derivats. Mit dem Engagement bei seinem Lizenznehmer SCO sichert das US-Unternehmen seine Stellung als Marktführer für Mikrocomputer-Betriebssysteme ab: Gleichgültig, ob der Anwender MS-DOS einsetzt, das vom Hauptkunden IBM favorisierte OS/2 oder auch das konkurrierende Xenix - stets verdient Microsoft mit.

Enge Beziehungen bestehen zwischen den beiden Softwarehäusern bereits seit 1981. Firmengründer Bill Gates hatte gerade die IBM von der Qualität seiner Neuentwicklung "MS-DOS" überzeugt und setzte nun auf diese Karte. Die Vermarktung und Weiterentwicklung des für weniger wichtig angesehenen Xenix, das Microsoft 1938 als PC-Version von AT&Ts Unix entwickelt hatte, überließ Gates' damals noch sehr kleine und unbekannte Firma einem anderen Newcomer, eben SC0.

In den letzten beiden Jahren jedoch zog die Nachfrage nach Unix/ Xenix so stark an, daß SCO mit dem schnellen Wachstum Probleme bekam. 1987 wurden 45 000 Kopien des Betriebssystems ausgeliefert, 1988 schon 90 000. Der Umsatz erreichte 50 Millionen Dollar, aber die Rendite blieb gering. "Von ihren Venture-Capital-Finanziers konnten sie kein zusätzliches Geld mehr bekommen" weiß Paul Cubbage von Dataquest. Deshalb sei Microsoft eingesprungen, denn die "müssen SCO als ihren Unix-Entwicklungsbetrieb am Leben halten".

Ungeachtet der Tatsache, daß OS/2, das neue Lieblingskind von Bill Gates und seinen Mannen, praktisch den gleichen Kundenkreis anspricht wie Unix, baut MS die Kooperation mit SCO auch auf technischem Gebiet aus. So wird die "neue Form der Partnerschaft" (Originalton Microsoft) unter anderem zur verstärkten Entwicklung von Brücken zwischen MS-DOS, MS O5/2 und Unix führen". Konkret kündigte das Unternehmen den Presentation Manager/X an, der der gleichnamigen Bedieneroberfläche von OS/2 entspricht, und den LAN-Manager/X. US-lnsider rechnen mit marktreifen Produkten nicht vor 1990.