Standards für Cloud Computing

Microsoft, IBM und Sun können sich nicht auf Cloud-Manifest einigen

02.04.2009
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.
Wenn Cloud Computing Mainstream werden soll, müssen so schnell wie möglich Standards geschaffen werden. Sie müssen die Interoperablität zwischen den Wolken und die Integration verschiedener Services in verschiedenen Wolken ermöglichen.

Schon mal drüber nachgedacht? Wie wird das mit der Integration und Interoperabilität in der Cloud funktionieren - vorausgesetzt diese Art der Infrastrukturnutzung und Softwareverteilung wird sich durchsetzen?

Aus heutiger Enterprise-Sicht ist zu fragen. Wie wird sichergestellt, dass ERP-Daten ins BIT-System transformiert werden und die CRM-Daten vom ERP-System interpretiert werden können und umgekehrt. Klar, sagen jetzt die Zukunftsgläubigen, das sind ja dann gar keine Applikationen mehr, sondern zum Teil feingranulare Services. Allerdings dürfte gerade dann eine Verzahnung der Services untereinander notwendiger sein denn je. Das Opensource-Projekt eucalyptus beispielsweise stellt bisher nur sicher, dass Services, die etwa für die Amazon Cloud entwickelt wurden auch auf der von Google oder von Sun laufen.

Aber wer stellt sicher, dass die Bausteine durchlässig sind für Daten, dass die Ergebnisse eines Service von einem anderen verarbeitet werden können. Was bei monolithischen Systemen heute Entwicklern schon den letzten Nerv raubt, könnte auch den Traum von öffentlichen, auf der Anwendungsebene interoperablen Clouds platzen lassen.

Erste Versuche der Protagonisten, sich im sogenannten Cloud Manifesto zu einigen, kommen schon in einer frühen Phase unter Druck. Über das vom Cloud Computing Interoperability Forum (CCIF) am letzten Sonntag vorgelegte Brevier hatte sich Microsofts Cloud-Chef Steve Martin schon am Donnerstag davor aufgeregt.

Wahrscheinlich, weil sein Arbeitgeber befürchtet, nicht mehr mitsprechen zu dürfen in dem Zirkel, zu dem IBM, Sun, Cisco, Intel, EMC und andere große der Branche sowie etliche Cloud-Protagonisten gehören. Allerdings ruderte Martin nach Vorlage des Manifests zurück. Jetzt will Microsoft doch weiter mit dem Cloud Forum reden, schließlich gehe es hier nicht um die Interessen der Anbieter, sondern um die von Anwendern und Entwicklern, ließ sich Martin am Montag staatstragend vernehmen. Offenbar bemühen sich die Beteiligten die Türen offen zu halten, aber eine Gesprächsgrundlage sieht anders aus.

Solange es bei Cloud nur um CPU-Zeiten, Storage-Kapazitäten, Netzwerkressourcen und Web-Applikationen geht, muss man sich über die Integration von On Premises und Cloud gestützten On-Demand-Diensten einerseits und zwischen unterschiedlichen Cloud-Services in möglicherweise unterschiedlichen Clouds nicht wirklich den Kopf zerbrechen. Doch sobald Unternehmen, die nicht groß genug sind, eine eigene Cloud aufzubauen, die Vorteile ebenfalls nutzen wollen, muss die Industrie antworten parat haben. Ohne ein gemeinsames Verständnis vom Provisioning, von APIs und Standards, muss sie das schuldig bleiben. Und das wär´s dann gewesen mit der Cloud.

Weitere Analysen und Meinungsbeiträge finden Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu