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Microsoft hofft auf Blackberry-Blackout

26.01.2006
Im Falle eines gegen RIMs Blackberry verhängten Verkaufs- und Betriebsstopps in den USA wäre die Gates-Company bereit, die entstehende Versorgungslücke mit einem eigenen E-Mail-Push-Angebot zu füllen.

Nach langer Vorankündigung soll Microsofts "Messaging und Security Feature Pack für Windows Mobile 5.0" nun bis Mitte des Jahres verfügbar sein. Dieses erlaubt zusammen mit dem bereits erschienenen Service Pack 2 für den "Exchange Server 2003" die direkte Push-Verteilung von E-Mails. Obwohl mit reichlich Verspätung, liefert die Windows-Company damit gerade rechtzeitig eine Alternative für US-Unternehmen, die bisher auf RIMs Blackberry-Dienst setzen.

Letzterem droht wegen des in den USA seit über drei Jahren schwelenden Patentrechtstreits mit der US-Firma NTP die Abschaltung. NTP ist der Ansicht, dass seine Patente Technik abdecken, mittels derer RIM E-Mails drahtlos an mobile Endgeräte überträgt. Als Konsequenz fordert NTP eine Verfügung, die den Verkauf und Betrieb der Blackberry-Geräte in den USA zum Stillstand bringen könnte.

Am vergangenen Montag hatte der U.S. Supreme Court einen Revisionsantrag abgelehnt und die Klage wieder an das Bezirksgericht in Richmond im US-Bundesstaat Virginia verwiesen (siehe: "Für RIM wird es in den USA immer enger"). Das Verfahren soll am 24. Februar eröffnet werden.

Wegen RIMs rechtlicher Probleme wenden sich derzeit eine Menge von Kunden an Microsoft, erklärte Scott Horn, General Manager der Sparte Mobile and Embedded Devices bei Microsoft, in einem Interview. Viele Firmen hätten nun erkannt, dass ein mobiler E-Mail-Zugriff sehr wichtig, ja sogar geschäftskritisch ist. IT-Manager könnten es sich nicht leisten, dass diese Funktion über Nacht gesperrt wird, stimmt Gartner-Analystin Monica Basso zu. Viele Unternehmen, die die Anschaffung weiterer Blackberrys geplant hätten, dächten nun den Einsatz alternativer Lösungen an.

Wie Ovum-Analyst Tony Cripps in diesem Zusammenhang feststellt, weise Microsofts E-Mail-Push-Dienst dabei sogar gewisse Vorteile für Benutzer auf, die gegenwärtig die Blackberry-Software in Kombination mit Windows-Mobile-Geräten sowie Exchange Server 2003 einsetzten (siehe auch: "Konkurrenz gegen Blackberry wächst"). Allerdings: Auf Features wie eine Notes-Unterstützung müssen Umsteiger verzichten, Exchange Server 2003 mit SP2 und Endgeräte mit Windows Mobile 5.0 sind derzeit essentiell.

Während Microsoft und andere Konkurrenten gespannt den Ausgang des Rechtsstreits abwarten, hat auch RIM Vorbereitungen für den Super-Gau getroffen, denn in den USA erzielt die Company rund 70 Prozent ihrer Umsätze. Nach eigenen Angaben haben die Kanadier einen Work-Around entwickelt, der eine Aufrechterhaltung der Push-Dienste gewährleistet und NTPs Patente umschifft. Für den Fall der Fälle erhält die Company außerdem zunächst noch eine Gnadenfrist von 30 Tagen, bevor der Dienst abgeschaltet werden muss. Für Regierungsangestellte und Rettungsdienste wäre der Dienst voraussichtlich sogar noch länger verfügbar. (mb)