CeBIT 2010

Microsoft hebt ab in die Cloud

02.03.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Zukunft gehört der IT aus der Wolke, behauptet Microsoft. Dabei schlägt der Konzern einen Bogen von Business-Applikationen über die kommende Office-Version bis hin zum vernetzten Haus.

"Die Cloud ist kein Hype", beschwört Microsofts Deutschland-Geschäftsführer Achim Berg die Zukunft der IT, "sondern ein Technologiesprung, so wie einst die Einführung des PCs in der Arbeitswelt." Der weltgrößte Softwarekonzern, der bis dato sein Geld fast ausschließlich mit dem Lizenzgeschäft verdient hat, schwenkt um auf Cloud-Kurs. Von einer radikalen Kehrtwende kann allerdings keine Rede sein. Berg zufolge setzt Microsoft auf ein Kombimodell: lokal installierte Software auf den Endgeräten und Online-Services aus der Cloud. Anwender könnten quasi per Schieberegler einstellen wie viel Software sie On-Premise beziehungsweise On-Demand beziehen möchten. Microsofts Stärke sei es, Produkte und Services auf beiden Seiten anbieten zu können. "Das wird Mircrosoft konsequent ausbauen", kündigte Berg an.

Microsofts eigenes Cloud-Angebot basiert auf der Plattform "Windows Azure", die der Konzern seit vergangenem Jahr auch in Deutschland anbietet. Berg zufolge habe man namhafte Vertriebspartner für die Cloud-Plattform gewinnen können, darunter Accenture, Atos Origin, BT, CSC, Hewlett-Packard, Logica, T-Systems, und Vodafone. Über 500 Partner hätten sich bereits darauf vorbereitet, Anwender beim Cloud-Umstieg zu unterstützen. Mehr als 500 Unternehmen würden derzeit Online-Services wie Exchange Online und Sharepoint Online aus der Cloud beziehen. Allein in diesem Jahr sollen dem Microsoft-Manager zufolge weitere 1600 Kunden dazukommen.

Microsoft sucht Partner für die Cloud

Achim Berg, Deutschland-Geschäftsführer von Microsoft, kündigt weitere Clod-Services an.
Achim Berg, Deutschland-Geschäftsführer von Microsoft, kündigt weitere Clod-Services an.

Dafür will Microsoft sein Cloud-Angebot in alle Richtungen ausbauen. Beispielsweise hat der Softwarekonzern eine Vertriebspartnerschaft mit der Deutschen Post angekündigt. Auf Basis von Microsofts "Dynamics CRM" sollen die Geschäftskunden der Deutschen Post ein Kunden-Management-System via Internet-Zugriff mieten können. Auch das kommende Office-Release 2010, das laut Microsoft ab Juni dieses zu haben sein wird, soll in die IT-Wolke passen. Berg zufolge handelt es sich bei der neuen Version nicht um ein durchgestyltes Office 2007, sondern um eine komplett in die Cloud integrierte Suite. Entsprechende Features seien beispielsweise Möglichkeiten, Dokumente gemeinsam im Netz bearbeiten zu können. Außerdem könnten Nutzer Dateien mit einer Broadcasting-Funktion Anwendern zeigen, denen keine Office-Software zur Verfügung steht.

Microsoft kündigte darüber hinaus eine Kooperation mit dem Business-Netzwerk Xing an. Über einen "Social Connector" soll sich die Plattform in Microsofts E-Mail-Anwendung Outlook einklinken lassen. Anwender könnten sich damit via Outlook über die Aktivitäten ihrer Business-Kontakte auf dem Laufenden halten. Der Connector soll zeitgleich mit dem Start von Office 2010 Mitte des Jahres verfügbar sein.

Auch das vernetzte Heim soll in Kontakt mit der IT-Wolke stehen und Dienste nutzen. Dazu kündigte der Konzern Partnerschaften mit dem Energiekonzern RWE und dem Fertighaushersteller Schwörer an. Im Rahmen des Projekts "SmartHome" sollen Anwender beispielsweise über zentrale Steuerlelemente Heizungen, Licht und Hausgeräte je nach Bedarf an- und ausschalten können. Außerdem ließen sich Regeln definieren, um beispielsweise automatisch die Heizung auszuschalten sobald in einem Raum das Fenster zum Lüften geöffnet wird. Über ein Touchpanel, das mit Microsoft-Betriebssystem Windows Embedded Standard läuft, könnten Kunden von Schwörer Haus darüber hinaus auch diverse Sicherheits- und Unterhaltungsmedien steuern.

Bessere Geschäfte in der Cloud

Microsoft hat mehr als 3000 kleine und mittelgroße Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit Cloud Computing befragen lassen. Das sind einige Ergebnisse aus dem "SMB IT and Hosted IT Index 2010":

  • 35 Prozent der Befragten bezeichneten das Modell, IT nach Bedarf anzumieten, als attraktiv.

  • Allerdings setzen derzeit erst ein Fünftel der befragten Unternehmen Cloud-Computing-Services ein.

  • 65 Prozent aller befragten Firmen vertrauen auf gehostete IT-Anwendungen. Von dem Drittel der Unternehmen, die das nicht tun, spielen rund 75 Prozent mit dem Gedanken, in Zukunft ebenfalls Hosting-Angebote zu nutzen

  • Mehr als 40 Prozent der Firmen, die Hosting- beziehungsweise Cloud-Services beziehen, haben in den vergangenen zwölf Monaten ihren Umsatz um mehr als 30 Prozent gesteigert - deutlich mehr als Unternehmen, die nicht auf entsprechenden Dienste setzen.

  • 60 Prozent der Firmen, die IT grundsätzlich als geschäftskritisch identifizieren, konnten ihre Einnahmen steigern. Unter den Unternehmen, die der IT keine besondere Rolle zugestehen, sind es nur knapp ein Drittel.