Umsatz und Gewinn steigen

Microsoft hängt die lahmende IT-Branche ab

27.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Softwarekonzern Microsoft hat für das vergangene Geschäftsjahr (Ende: 30. Juni) hervorragende Zahlen vorgelegt. Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn vor Sonderposten stiegen an. Für das laufende Quartal hingegen warnte die Company vor den Auswirkungen der PC-Krise.

Weder rechtliche Auseinandersetzungen noch die konjunkturelle Talfahrt der IT-Branche konnten Microsoft im vergangenen Geschäftsjahr etwas anhaben: Der Umsatz des Konzerns stieg, verglichen mit dem Vorjahr, von knapp 23 Milliarden um zehn Prozent auf 25,3 Milliarden Dollar an, gleichzeitig wuchs der Gewinn von elf Milliarden auf 11,72 Milliarden Dollar.

Selbst im traditionell schwachen zweiten Quartal, dem vierten Abschnitt des eigenen Geschäftsjahres, konnte Microsoft gegen den Trend der IT-Branche noch zulegen. Hier wurde der Umsatz um 13 Prozent auf 6,58 Milliarden Dollar ausgebaut, der Gewinn betrug 2,75 Milliarden Dollar und lag mit 44 Cent je Anteilschein im Rahmen dessen, was die Wallstreet erwartet hatte. Allerdings fielen Sonderabschreibungen in Höhe von 2,62 Milliarden Dollar an, weshalb sich der Nettogewinn nur auf 66 Millionen Dollar belief.

Gewohnt gut lief es im Segment der Windows-Betriebssysteme, die im letzten Quartal mit zwei Milliarden Dollar rund ein Drittel der Einnahmen beisteuerten. Nach Angaben der Firma stieg der Anteil von Windows 2000 Professional daran von 35 Prozent im März auf nunmehr 41 Prozent an. Während sich die Konsumenten zurückhalten, haben die Unternehmenskunden also ihre Desktops aufgerüstet. Dies zeigt sich auch darin, dass die Umsätze mit der Datenbank "SQL Server" im Gesamtjahr erstmals über einer Milliarde Dollar lagen.

Allerdings goss die Company Wasser in den Wein und warnte vorsorglich davor, sie werde im laufenden Quartal die hohen Erwartungen nicht erfüllen können. Statt der erhofften 6,3 Milliarden Dollar Umsatz würden nur sechs bis 6,2 Milliarden Dollar eingenommen, der Profit betrage 2,6 Milliarden Dollar. Dies bedeute einen Gewinn von 39 Cent je Aktie, wobei Analysten von 45 Cent ausgegangen waren. Als Grund für die schleppende Entwicklung nannte Microsofts Finanzchef John Connor die Flaute im PC-Geschäft.

Warten auf Windows XPUnternehmen und Endanwender warteten auf die neue Windows-Version XP, die am 25. Oktober erscheinen soll, hieß die lapidare Begründung. Eine signifikante Verbesserung des PC-Geschäfts im laufenden Quartal sei folglich nicht in Sicht. Somit befindet sich der Konzern in einem nicht einfachen Quartal, denn Erlöse durch die neue Software fallen erst im nächsten Dreimonatszeitraum an. Gleiches gilt für die Spielkonsole "X-Box", die am 8. November in den USA erscheint. Im Vorfeld muss Microsoft jedoch massive Investitionen tätigen, um die Produkte in den Markt zu drücken.

Parallel kämpft die Firma immer noch an der juristischen Front - und geht inzwischen in die Offensive. Vor einem Berufungsgericht hat der Konzern in der vergangenen Woche eine neue Anhörung zu der Frage beantragt, ob sein Browser "Internet Explorer" illegal mit dem Windows-Betriebssystem verknüpft wurde. Laut einem Microsoft-Sprecher geht es hierbei lediglich darum, Klarheit in die Sache zu bringen, denn schließlich seien entscheidende technische Anhaltspunkte in der Verhandlung fehlinterpretiert worden. Der Konzern sei aber weiterhin bereit, den Fall außergerichtlich beizulegen. Im Gegensatz zu Microsoft will das Justizministerium als Kläger nahtlos mit der Verhandlung des Strafmaßes fortfahren.