Microsoft greift nach dem TK-Markt

25.07.2006
Der Softwarekonzern will mit Nortel Unified-Communications-Lösungen entwickeln.

Nachdem Microsoft das VoIP-Segment und die Konvergenz von IT- und TK-Welt lange vernachlässigt hatte, drängt der Konzern nun vehement in diesen Markt, um neue Wachstumsfelder zu erschließen. Erst im November kauften die Redmonder VoIP-Know-how durch die Übernahme der Schweizer Mediastream.com AG zu, das in seine Echtzeit-Collaboration-Tools einfloss.

Erste Produkte

Ziel der Allianz mit Nortel ist die Entwicklung einheitlicher, integrierter Kommunikationslösungen, um die Trennung zwischen geräte- und netzwerkorientierter Kommunikation wie E-Mail, Instant Messaging oder Telefonie aufzulösen und beispielsweise Kommunikations-Features in Office zu integrieren. Zudem wollen die Partner gemeinsam die herkömmlichen Telefonanlagen in Unternehmen durch Softwarelösungen ersetzen. Selbstredend laufen die zu entwickelnden Anwendungen auf einer Microsoft-Plattform, ergänzt durch Software von Nortel. Ein erstes Produkt, das in diese Richtung zielt, hat Nortel bereits Anfang des Jahres mit dem "Nortel Converged Office" vorgestellt. Ferner steuert das Networking-Unternehmen seinen "Communication Server 1000", sein "Contact Center" sowie diverse Telefone und Softphones bei. Microsoft propagiert derzeit seinen "Live Communications Server", "Exchange" sowie den "Office Communicator" als Bestandteil einer entsprechenden Kommunikationsplattform.

Gemeinsame Vermarktung

Allerdings wird es bei diesen Produkten kaum bleiben. Im Zuge der vorerst auf vier Jahre befristeten Allianz wollen die Partner Entwicklungsteams gründen, die gemeinsam Lösungen für den Enterprise-Markt sowie für Mobilfunker und Festnetzbetreiber erarbeiten.

Erste neue Produkte wie der "Office Communication Server 2007", eine Presence- und SIP-Routing-Plattform, sollen im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Zudem agiert Nortel für Microsoft als strategischer Systemintegrationspartner für Kommunikationslösungen. Ferner gehen beide Unternehmen bei der Vermarktung gemeinsame Wege und haben hierzu offiziell die "Innovative Communications Alliance" als Markenzeichen ins Leben gerufen.

Steve Ballmer, CEO von Microsoft, begründet die Zusammenarbeit mit Nortel damit, dass die Kommunikationsbranche an einem Scheidepunkt stehe und den Kunden schnell zuverlässige Lösungen offerieren wolle. Nortel-CEO Mike Zafirovski spricht dagegen Klartext: "Wir glauben, dadurch eine Umsatzsteigerung von über einer Milliarde Dollar erzielen zu können."

Branchenkenner werten die strategische Allianz zwischen Microsoft und Nortel als endgültige Kampfansage des Redmonder Konzerns an die etablierten TK-Player wie Cisco, Siemens oder den gerade entstehenden Riesen Alcatel-Lucent. Schließlich ist der Konvergenzgedanke, den Microsoft und Nortel jetzt mit ihrer Unified Communications Alliance propagieren, in ähnlicher Form auch in den Marketing-Broschüren der Konkurrenz zu finden. (hi)