Obwohl AOL auch den Navigator in Lizenz nimmt

Microsoft graebt Netscape bei America Online das Wasser ab

22.03.1996

Das Gerangel hinter den Kulissen hatte in den vergangenen Tagen fast schon den Charakter eines spannenden Kriminalromans: Shooting-Star Netscape und Software-Branchenprimus Microsoft kaempften um einen strategischen Deal mit AOL und damit um einen vermeintlichen Platzvorteil im Zukunftsmarkt Internet.

Nachdem es zunaechst so ausgesehen hatte, als ob Netscape mit der nach langen Verhandlungen unter Dach und Fach gebrachten Lizenzierung seines Browsers "Navigator" an AOL seine Position als weltweiter Marktfuehrer behaupten koennte, zog die Gates-Company nun nach. AOL wird den Internet Explorer als sogenannten "Primary Browser" implementieren und bei seiner Kundschaft vermarkten. Microsoft verpflichtete sich im Gegenzug, Windows-95-Anwendern via Ikon einen einfachen AOL-Zugang zu ermoeglichen.

Experten werten den AOL-Microsoft-Deal als herben Rueckschlag fuer die Mannen um Netscape-Chef Marc Andreessen - insbesondere aufgrund der jetzt angekuendigten Bevorzugung des Microsoft- Browsers. Vertreter von AOL hatten waehrend der Verhandlungen mit Microsoft und Netscape lange Zeit von einer nach wie vor beabsichtigten freien Browser-Wahl fuer ihre Abonnenten gesprochen.