Finanzvorstand John Connors kündigt 5500 Neueinstellungen an

Microsoft gibt sich zuversichtlich

21.03.2003
MÜNCHEN (gh) - Trotz der andauernden Branchenkrise blickt Microsoft seiner Zukunft optimistisch entgegen. Nach Ansicht von Chief Financial Officer (CFO) John Connors ist das Unternehmen in allen wichtigen Märkten gut aufgestellt. Auch die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr dürften zu halten sein.

Dass man von der letzten Prognose im Januar "bis jetzt nichts zurücknehmen" müsse, war die mit Abstand aufschlussreichste Bemerkung, die Connors Anfang dieser Woche vor Journalisten in der deutschen Microsoft-Zentrale in Unterschleißheim bei München machte. Demnach bleibt es für das am 30. Juni endende Geschäftsjahr 2002/03 bei einem geplanten Umsatz von 31,9 (Vorjahr: 28,4) Milliarden Dollar. Dies ist zumindest insofern überraschend, als das Marktforschungsunternehmen IDC erst vor kurzem seine Erwartungen für das Wachstum des weltweiten PC-Marktes im laufenden Jahr von 8,3 auf 6,9 Prozent nach unten korrigiert hatte. Daraus gegebenenfalls resultierende Schwächen des Geschäfts mit Client-Software könne man aber mit entsprechenden Zuwächsen bei Server-Plattformen kompensieren, betonte der Microsoft-Manager.

Im Übrigen verwies Connors auf die breite Produktpalette und solide finanzielle Situation seiner Company, die den Kunden starke "Investitionssicherheit" garantiere. Mit solchen Argumenten geht der Microsoft-Finanzchef schon seit Monaten bei Journalisten und Analysten hausieren. Gleichzeitig skizziert er in diesem Zusammenhang die Entwicklung der einzelnen Geschäftsbereiche (Client, Server Platforms, Information Worker, Business Solutions, MSN, CE Mobility, Home and Entertainment) und ordnet sie perspektivisch in eine Art Konzernstrategie ein.

Demnach dürfte sich an der Tatsache, dass die Windows- und Office-Programme die größten Umsatz- und Gewinnbringer der Gates-Company bleiben, bis auf weiteres nichts ändern. Connors deutet jedoch an, dass sich dies mittelfristig zugunsten des Geschäfts mit Server-Plattformen und den Business Solutions ändern könnte, in dem die Redmonder vor allem ihre ERP-Lösungen (Great Plains, Navision) bündeln. Auch von der im Sommer auf den Markt kommenden neuen "Office"-Version verspreche man sich im Firmenkundengeschäft einiges. Ähnliches gilt für den Bereich Home and Entertainment, wo Connors bei Spielekonsolen und Online-Spielen führenden Anbietern wie Sony und Nintendo erneut den Kampf ansagte.

Als einzig verbliebenen großen Wettbewerber bei Server-Plattformen, IT-Infrastruktur und Applikationen ließ Connors die IBM gelten; zur zunehmenden Konkurrenz zu SAP schwieg sich der Microsoft-Manager indes aus. "Natürlich treffen wir im Markt auf Firmen wie Oracle und Sun - heute noch", so Connors. Zu bezweifeln sei jedoch, dass diese beiden Anbieter angesichts des anhaltend schwierigen Marktumfeldes und der technologischen Herausforderungen den notwendigen langen Atem haben werden. Vor allem das Thema Web-Services dürfte bei den Anwendungen der nächsten Generation eine entscheidende Rolle spielen, unterstrich Connors mit Blick auf die eigenen .NET-Services.

Risiken für Microsofts Strategie sieht Connors derzeit allenfalls im Bereich Open Source/Linux ("Das ist ein harter Wettbewerb") und durch den unverändert hohen Anteil an Raubkopien. Vor allem in Märkten wie China, wo in den kommenden Jahren ein Durchbruch moderner ITK-Technologien zu erwarten sei, stelle die Softwarepiraterie "ein Riesenproblem" dar. Insgesamt müsse, so der Microsoft-Verantwortliche, angesichts des Irak-Konflikts mit anhaltender Investitionszurückhaltung gerechnet werden. In der IT-Branche dürfte es deshalb zu einer "weiteren Konsolidierung" kommen. Seine eigene Company nahm Connors davon jedoch ausdrücklich aus. Im Gegenteil: Microsoft wolle antizyklisch reagieren und allein im laufenden Jahr 5500 neue Stellen besetzen.