Mit einem Schnipp

Microsoft forscht an einer Muskel-Software-Schnittstelle

28.04.2008
Von Handelsblatt 
Tastatur und Maus als Schnittstelle liegen in der Gunst der PC-Nutzer weit in Front. Nun forschen Wissenschaftler an einem Armband, das kleinste Fingerbewegungen in Befehle für Software umsetzen soll.

Eine neue Technik macht Fingerschnipsen zum Computerbefehl. Forscher des US-Softwarekonzerns Microsoft haben zusammen mit mehreren Hochschulen ein Armband entwickelt, das Bewegungen der Finger in Steuersignale für elektronische Geräte übersetzt. Sensoren am Unterarm messen dabei die Muskelaktivität. Die Technik hat den Namen "Muci" - eine Abkürzung für "Muskel-Computer-Interface". Forscher hätten bei ihren Bemühungen zu einer alternativen Computersteuerung bislang vor allem auf die automatische Erkennung von Sprache durch Mikrofone oder Gesten durch Kameras abgezielt, schreiben die Entwickler in einer Studie. Solche Techniken seien allerdings immer noch störanfällig durch Umweltgeräusche oder zufällige Bewegungen während der Aufnahme.

Bei Muci nutzen die Computerspezialisten die sogenannte "Elektromyografie" (EMG), mit der beispielsweise Mediziner Muskelkrankheiten diagnostizieren. Zum Einsatz kommt die EMG auch bei der Steuerung von Prothesen. Das intelligente Armband kann bereits das Anwinkeln und Strecken einzelner Finger, das Tippen oder das Ausüben von Druck erkennen. "Das Schöne daran ist, dass Muci diese Gesten überall und im Zusammenhang mit jeder Oberfläche erkennen kann. Egal, ob die Finger gegen einen Tisch, die eigenen Oberschenkel oder das Steuerrad eines Autos drücken", sagt Scott Saponas, Computerwissenschaftler an der Universität von Washington.

Mögliche Anwendungen gibt es viele. Zum Beispiel könnte ein Autofahrer sein Navigationsgerät bedienen, ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Bewegungssensoren wie bei Muci könnten auch an anderen Körperstellen zum Einsatz kommen. So ist es möglich, mit einem Achselzucken einen MP3-Spieler zu bedienen oder mit bestimmten Zehenbewegungen eine E-Mail abzuschicken. Allerdings, so schränken die Forscher ein, sei bis zur Entwicklung eines marktfähigen Produkts noch viel weitere Forschungsarbeit nötig.