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Microsoft: EU soll US-Kompromiss akzeptieren

04.12.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hat die Europäische Kommission aufgefordert, die Bedingungen der im US-Kartellverfahren vorgeschlagenen Beilegung auch in dem europäischen Antitrust-Prozess zu akzeptieren. In einem über 100-seitigen Schreiben erklärte der Softwareriese, "alle Bereiche" der jüngsten Kartellklagen in Europa seien auch durch den US-Vorschlag, der noch vom zuständigen Gericht in den Vereinigten Staaten abgesegnet werden muss, abgedeckt. Ferner wies die Gates-Company darauf hin, dass die europäischen Kartellhüter sich der Vorteile einer weltweit konsequenten Regulierung und der Nachteile einer inkonsequenten Regulierung bewusst sein sollten.

Im europäischen Verfahren werden teilweise andere Aspekte untersucht als im US-Prozess. So nimmt die EU beispielsweise Vorwürfe unter die Lupe, denen zufolge Microsoft sein Betriebssystemmonopol im Bereich Desktop-Computer dazu missbraucht habe, Kunden auch zum Einsatz seiner Serversoftware zu zwingen. Microsoft gibt in dem Schreiben zu, dass für einige der neueren Software-Funktionalitäten der Einsatz von Windows für Server und für Desktops erforderlich sei. Allerdings falle diese Tatsache nicht unter das Kartellgesetz, verteidigt sich der US-Softwareriese. Viele Firmen würden in ihrem Netzwerk neben Windows auch andere Betriebssysteme erfolgreich einsetzen.

Die EU wirft Microsoft zudem die illegale Bündelung seines Betriebssystems mit Audio- und Video-Technologien vor. Diese Tatsache hält die Gates-Company jedoch für einen Vorteil für die Verbraucher. Microsoft warnte die Kartellhüter davor, sich nicht in das Design von Software einzumischen und wies darauf hin, dass man im Rahmen der US-Beilegung bereits gezwungen werde, weitere technische Details über die in Windows integrierte Multimedia-Software offen zu legen.

Gegen eine Veröffentlichung seines Windows-Codes wehrt sich Microsoft jedoch vehement. Die Softwareschmiede sieht darin die Gefahr, dass ihre ärgsten Konkurrenten wie IBM und Sun Microsystems so billig eine identische Lösung entwickeln könnten.

Den Beilegungsvorschlag im US-Kartellverfahren befürworten jedoch nur das amerikanische Justizministerium und neun Bundesstaaten. Neun weitere Bundesstaaten wollen den Prozess weiterführen und härtere Strafen für Microsoft durchsetzen. Inzwischen hat der Staat West Virginia, der Teil der letzteren Gruppe ist, zudem eine eigenständige Klage gegen den Softwareriesen eingereicht (Computerwoche online berichtete). (ka)