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Microsoft: Es dreht sich nicht alles nur um SOA

18.05.2007
Microsoft will mit Hilfe seiner Plattform im Markt für Unternehmensanwendungen vorankommen. Service-orientierte Architekturen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle, meint Microsofts Chief Technology Officer (CTO) David Vaskevitch.

"Ich glaube nicht, dass SOA momentan das Wichtigste ist", sagte Vaskevitch der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "Computerworld". Derzeit änderten sich in erster Linie die Plattformen und die Art und Weise, wie Unternehmen ihr Geschäft betrieben. Im Rahmen dieses Umbruchs bildeten Service-orientierte Architekturen nur ein kleines Teil im gesamten Puzzle. "SOA ist kein Allheilmittel."

Schon die Objekt-orientierte Programmierung (OOP) habe in der Vergangenheit viele der Versprechen vorweg genommen, die jetzt mit SOA erneuert werden, erinnerte sich der Microsoft-CTO. Im Laufe der Zeit seien die Ideen von OOP nach und nach in die Architekturen und IT-Landschaften eingeflossen. Das Gleiche werde mit Web-Services und SOA auch geschehen, prophezeit Vaskevitch. Werkzeuge, Protokolle und Standards würden künftig von Haus aus in alle relevanten Softwareprodukte integriert. Damit stünden Applikationen in Zukunft automatisch als Services zur Verfügung. Die eigentliche Herausforderung bestehe darin, die Anwendungen als wieder verwendbare Services anzubieten. "Die Antwort darauf heißt aber nicht automatisch SOA."

Microsoft will sich als Plattformanbieter natürlich ein möglichst großes Stück vom künftig zu verteilenden Softwarekuchen abschneiden. Vaskevitch zufolge beabsichtigt der Konzern aber nicht, in der Softwareliga von SAP und Oracle mitzuspielen, die aus seiner Sicht extrem komplexe Applikationen an Großkonzerne verkauften. Microsoft wolle sich vielmehr als Plattformanbieter vor allem bei mittelständischen Unternehmen positionieren. Hier glaubt der Manager sich und seinen Brötchengeber gut aufgestellt. Microsoft biete eine breite Palette vom Betriebssystem, Tools, Middleware und Datenbanken über den Desktop mit Office-Anwendungen sowie Collaboration- und Kommunikationswerkzeugen bis hin zu Business-Anwendungen. Mit Hilfe dieses integrierten Portfolios gelinge es darüber hinaus, die Komplexität der IT-Landschaften zu verringern, wirbt der Microsoft-Mann.

Das Konzept Software-as-a-Service (SaaS) hilft aus seiner Sicht dabei allerdings nur bedingt. Zwar gebe es durchaus Einsatzgebiete, für die sich SaaS eigne (siehe auch: Was Sie über SaaS wissen müssen). Auch Microsoft biete mit Office-Live, Customer-Relationship-Management (CRM) und den automatisierten Updates für das Windows-Betriebssystem entsprechende Dienste an. Das lasse sich Vaskevitch zufolge allerdings nicht beliebig auf jede Software übertragen. Wenn Kunden eine angepasste Lösung benötigten, die genau auf die eigenen Geschäftsanforderungen passt und damit auch einen Wettbewerbsvorteil bietet, dann könne eine standardisierte SaaS-Applikation nicht die Lösung sein. In diesem Fall müssten die Firmen eine Inhouse-Software wählen, die vielleicht noch von einem Provider im Hosting-Modus betrieben werden könne.

Vaskevitch fragt sich, warum der SaaS-Idee so viel Dynamik zugeschrieben wird. Mit Salesforce.com gebe es jedoch nur einen dominierenden Softwareprotagonisten in diesem Umfeld. "Wenn diese Idee die gesamte Softwarebranche umkrempeln soll, warum gibt es dann keine bedeutende Nummer zwei und drei im weltweiten SaaS-Geschäft?"

Mehr zum Thema Service-orientierte Architekturen finden Sie im SOA-Expertenrat der COMPUTERWOCHE. (ba)