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Microsoft erfüllt die EU-Auflagen nicht

23.03.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft wurde vergangenes Jahr von Mario Monti, dem damaligen Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission, in einem Aufsehen erregenden Verfahren gezwungen, unter anderem eine Version seiner monopolartig verbreiteten Windows-Betriebssysteme anzubieten, in der nicht von Haus aus der "Media Player" eingebaut ist. Hierbei handelt es sich um eine Software, mit der Video- und Audio-Dateien abgespielt werden können. Außerdem wurde Microsoft zur Zahlung einer Strafe von 497 Millionen Euro verurteilt. Der Softwaregigant hat hiergegen Rechtsmittel eingelegt, weswegen in der Sache noch kein rechtskräftiges Urteil vorliegt.

Allerdings ist Microsoft den EU-Auflagen insofern entgegen gekommen, als es sich bereit erklärte, eine Windows-Version auf den Markt zu bringen, in der der Media Player nicht integriert ist.

Die EU-Kommission stützt sich nunmehr auf Aussagen von Konkurrenten wie etwa von Realnetworks, das neue Betriebssystem habe technische Fehler, weswegen es eine weniger funktionale und damit geringwertigere Software sei, als bisher angebotene Windows-Versionen. Die neue Version ohne den Media Player soll in den kommenden Wochen auf den Markt kommen.

David Stewart, Rechtsvertreter des Unternehmens Realnetworks, das selbst Media-Software anbietet und einer der Nutznießer der EU-Regelungen gegen Microsoft sein würde, beklagte, Konkurrenzprodukte zum Media Player arbeiteten nicht mehr reibungslos mit der neuen Windows-Version zusammen. So gebe es Probleme, wenn Anwender versuchen würden, etwa Video- oder Audiodateien in ein Word-Dokument zu integrieren. Grund hierfür wäre, dass Microsoft alle die Media-Player-Funktionen betreffenden Einträge in der Windows-Registry entfernt hätte. Die Registry ist eine Windows-interne zentrale, hierarchisch aufgebaute Registrierdatenbank, in der das Betriebssystem alle Systemkonfigurationen speichert.

Ohne die Registry-Einträge für Medien-Abspielsoftware können Konkurrenzprodukte zu Microsofts Media Player nicht mit Applikationen wie etwa Word oder auch einigen Websites zusammen arbeiten, sagte Stewart.

Microsoft-Sprecher Dirk Delmartino sagte, das Problem sei bekannt, aber es sei eine direkte Folge der EU-Auflagen vom vergangenen Jahr, die Microsoft zu erfüllen habe. "Wir haben der Kommission bereits mitgeteilt, dass gewisse Funktionen nicht mehr ordnungsgemäß arbeiten werden. Aber dies ist eben das Ergebnis der Auflage, 186 mit dem Media Player assoziierte Daten aus Windows entfernen zu müssen". (jm)