EU drängt auf Sanktionen im Kartellverfahren

Microsoft droht Verurteilung

30.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Im EU-Kartellverfahren gegen Microsoft mehren sich die Anzeichen für eine Verurteilung. Während der Softwarekonzern noch auf eine gütliche Einigung hofft, sieht Wettbewerbskommissar Mario Monti dafür keinen Spielraum mehr.

Die Kartelljuristen haben offenbar eine Vorentscheidung getroffen. Nach fast vier Jahren Untersuchung kamen sie zu dem Schluss, Microsoft habe seine Marktmacht bei Desktop-Betriebssystemen missbraucht, um in andere Segmente wie Server- und Multimedia-Software einzudringen. Das vorläufige Votum werde derzeit in der Kartellbehörde geprüft, ist aus Brüssel zu hören.

Wettbewerbskommissar Mario Monti dränge nun auf eine schnelle Entscheidung. Hintergrund sei die geplante EU-Erweiterung zum 1. Mai. Die osteuropäischen Beitrittsländer gelten als eher Microsoft-freundlich und könnten sich gegen eine Verurteilung aussprechen.

Dessen ungeachtet hofft der Softwaremulti noch immer auf eine gütliche Einigung. Microsoft-Mitgründer Bill Gates sagte dem "Handelsblatt", er werde nötigenfalls persönlich ins Flugzeug steigen, um sich mit Monti zu treffen.

Die EU-Kommission sieht hingegen keine Chancen mehr auf einen Kompromiss. Alle Argumente seien bereits ausgetauscht worden. (wh)