Microsoft drängt zur Mietsoftware

28.03.2002
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Allerdings existiert erst ab etwa 5000 User ein Spielraum für individuelle Verhandlungen, darunter gilt die Preisliste. Für große Unternehmen bringen neue Gespräche im Idealfall drastische Kostensenkungen: Wer auch Services und Wartung von Microsoft bezieht, kann bei Verhandlungen durchaus Einsparungen im siebenstelligen Bereich herausschlagen. Daher stellt sich nach Ansicht von Mendel für solche Firmen auch nicht die Frage, ob mit Licence 6.0 höhere oder niedrigere Kosten entstehen. Für die ganz großen IT-Abteilungen steht vielmehr im Vordergrund, welche Lizenzvariante innerhalb von Licence 6.0 einen funktionalen Mehrwert bringt und ob man bereit ist, für diese Leistung mehr zu bezahlen.

Anwender haben Druck gemacht

Microsoft tut sich mit der Einführung der Software Assurance angesichts der Verwirrung am Markt sehr schwer. Allein der ursprüngliche Zeitrahmen war unrealistisch. So wurde der ursprünglich auf den 1. Oktober 2001 angesetzte Stichtag für das neue Programm zunächst auf den 28. Februar 2002 und schließlich auf den 31. Juli hinausgeschoben. Ebenso hat Microsoft die Einstiegsschwelle für die „Enterprise Agreement Subscription License“, das Volumenlizenzprogramm für große Kunden, von 500 auf 250 Lizenzen gesenkt. Dass diese Modifikationen vorgenommen wurden, liegt vor allem am Druck aus dem Anwenderlager. Sehr aktiv war hierbei der britische Industrieverband TIF (The Infrastructure Forum) mit Mitgliedern wie Lloyds und British Airways. Die Vereinigung, deren Unternehmen 2,2

Millionen Desktop-PCs und 52.000 Server einsetzen, hatte die britische Regierung aufgefordert, das Lizenzgebaren von Microsoft zu untersuchen - eventuelle Ermittlungen auf EU-Ebene standen im Raum. Immerhin gingen manche Unternehmen davon aus, dass die Umstellung auf Software Assurance Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro verursachen könnte. Nachdem den Redmondern auch im Heimatmarkt USA ein scharfer Wind entgegen blies, wurden neben den Terminverschiebungen auch Preissenkungen verkündet.

Desinteresse und Unwissenheit bezüglich des Lizenzthemas herrschen offenbar im mittelständischen Bereich vor, vielfach wissen die Anwender hier noch nichts von den einschneidenden Änderungen durch License 6.0. Hinzu kommt, dass die Neuerungen zum Teil an den Bedürfnissen kleinerer und mittlerer Unternehmen vorbeigehen. Vor allem die Komplexität der Lizenzvereinbarungen macht den Verantwortlichen zu schaffen, so Alexander Fischer, DV-Leiter Basis in der Papierfabrik August Köhler in Oberkirch: „Microsoft schafft es immer wieder, aus den Lizenzvereinbarungen individuelle Doktorarbeiten für die jeweiligen Unternehmen zu machen.“ Zwar steht Fischer aufgrund der Firmengröße und eines Migrationsprojekts auf Windows XP/Office XP nun kurz vor Abschluss eines Enterprise-Agreement-Vertrages. Aber auch hier fehlt Fischer die Transparenz. Am liebsten wäre es ihm, er würde die Lizenzen einzeln

erwerben. Microsoft rät er, „einfach mal bei SAP vorbeizuschauen oder die Modalitäten seiner eigenen Wartungsverträge zu übernehmen“.